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Mensch und Natur im Kosmos

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1. KOSMOS UND GESELLSCHAFT

Wo man sich grüsst

An gewissen Orten grüssen sich alle, an anderen keiner. Und zwar konsequent. In beiden Fällen gibt es keine Anweisung dazu. Wo man sich grüsst, unterliegt einer Art Selbstorganisation. Der Unterschied und seine Gründe dürften interessant sein. Weiterlesen

Brutalismus. Eine Offenbarung

Wenn Vorurteile verschwinden, wird ein Stück Welt zugänglich. Mehrfach bestätigte Vorurteile verdicken sich zu einer Patina, einer Art Staubschickt, die den Dingen aufliegt. Vorurteile behindern mich in meinem Welterkennen. Umso leidenschaftlicher wische ich sie fort. Oder ich begrüsse ihre Säuberung. So zum Beispiel, was unsere Beziehung zu Beton angeht. Weiterlesen

Hochwasser in Palästina

Einer der ersten jüdischen Siedler trifft bei seiner Einreise auf einen Palästinenser, der gerade seine Olivenernte besorgt, er setzt sich zu ihm, wärmt sich an seinem Feuer und spricht zu dem Bauern:
«Du musst wissen, Araber, ich komme nicht freiwillig hierher. Bin ein Askenasim, also hier nicht gebürtig. Dennoch werde ich bleiben. Vielleicht ist dir bekannt, was meinem Volk seit Jahrhunderten widerfahren ist. Du hast davon gehört? Wenn du erlaubst, erzähle ich dir das etwas genauer, denn ich habe dir Wichtiges zu sagen. Mein Volk hält zusammen wie eine Grossfamilie. Wir befanden uns zweimal in Gefangenschaft. In Ägypten, dann in Babylon. Auch irrten wir durch die Wüste. Du kennst diese Geschichten, ich weiss. Immer wieder drohten wir auseinanderzufallen. Damit das nicht passiert, erklärten wir uns zum auserwählten Volk Gottes. Das verärgert viele, die nicht zu uns gehören. Sie übersehen, dass diese Auserwähltheit auch eine drückende Pflicht sein kann. Im Übrigen war es einfach unsere Art, für Zusammenhalt zu sorgen. Jedes Volk muss sich da etwas einfallen lassen, damit niemand zu anderen Gruppen überläuft. Jedefalls waren wir eigentlich das einzige Volk, das sich gegen die römische Herrschaft auflehnte. Im ganzen Römischen Reich, rund um das Mittelmeer, ist nichts Vergleichbares bekannt. Vielleicht zerschlugen uns die Römer mit solcher Härte und zerstieben uns in alle Richtungen, da unsere Bande in Glaube und Geschwisternschaft besonders eng geknüpft sind. So lebten wir unter anderen Völkern, vor allem unter Christen, die uns vorwarfen, wir hätten ihren Propheten getötet. Aber das stimmt nicht. Sogar einer ihrer wichtigsten Heiligen macht diese Falschaussage in einem seiner Briefe, die vielen Christen, die ihre heiligen Texte besonders wörtlich nehmen, als Wort Gottes erscheinen. Wer immer im Fahrwasser dieses Irrtums Juden ausmerzte oder durch willkürliche Gesetze daran hinderte, ein normales Leben zu führen, verging sich an Mördern. Und seine Untat genoss heilige Zustimmung. Der Nazarener jedoch war Jude wie wir, und da besteht ein besonderes Tötungsverbot. Wir ertrugen es nicht, dass er sich Kind Gottes nannte. Jedenfalls wies er diese Unterstellung nicht deutlich zurück. Unser Ärger liegt daran, dass wir selbst eine eher kindliche Beziehung zu unserem Herrn pflegen. Etwa wenn wir sagen, er lasse uns fallen wie der Adler sein Junges im Flug. Wenn da nun einer von uns kommt und das Gerücht entsteht, er halte sich für den leibhaftigen Sohn Gottes, ist das für uns zu viel an Deutlichkeit. Ein erträgliches Mass wird überspannt. Zugegeben, wir wollten diesen Juden loswerden. Wir hofften auf seinen Tod, überstellten ihn daher der römischen Besatzungsmacht als politische Gefahr. Aber wir haben ihn nicht getötet. Danach wird es unerhört schwierig, wenn es darum geht, die Mörder dieses Propheten genau dingfestzumachen. Seit Generationen rätseln wir darüber, warum viele Christen mit Nachdruck darauf aus sind, diese schwierige Geschichte so zu verkürzen, dass wir Juden als Mörder dastehen. Ihre Vorsehung hat doch laut Schrift wunderbar dafür gesorgt, dass die Verantwortung für diese Hinrichtung so schwierig zu fassen ist. Denn es ist so, als würde sie zwischen verschiedenen Parteien wie verdunsten, sodass keine Rache sinnvoll greift: Der Römer Pilatus wusste nichts mit diesem Juden anzufangen, es machte ihn verlegen, er suchte Ausflucht in der Geisselung, die dieser Mensch wider Erwarten überstand, er liess schliesslich, wie es vor Pessach der Brauch war, die Volkschaften Jerusalems über Tod oder Amnestie entscheiden. Diese Stadt jedoch beherbergte nie bloss Juden. Da waren ebenso Sadduzäer, Essener, Samariter versammelt. Die Legionäre schliesslich führten den Befehl zur Hinrichtung aus. Bei Weigerung hätten sie sich selbst und ihre Familien in Gefahr gebracht. Verschiedene Weichenstellungen führten also zu diesem gewaltsamen Tod. Viele Christen nennen uns fälschlicherweise Mörder Jesu, da wir ihn ausgeliefert haben. Wir haben ihn weder gefoltert noch getötet. Die meisten Christen jedoch übersehen die erste und einzige Weichenstellung, die das erst möglich machte. Und nur sie sollte Christen interessieren. Denn laut Schrift wusste der Nazarener genau, was ihm bevorstand. Und er ergriff keine Flucht. Also sorgte er selbst für seine Tötung. Den Kuss seines Verräters, der ihn markierte, wies er nicht zurück. Die Christen sagen immer, Tod und Auferstehung ihres Herrn, von der sie berichten, seien Kernstück und Angelpunkt ihres Glaubens. Gott nimmt uns durch seinen Tod die Erbsünde ab. So glauben es die Christen. Leiden, Tod und Auferstehung untermauern zudem die Gültigkeit der Worte, die dieser Jude aus dem Haus Davids hinterliess. Offensichtlich war es also notwendig, dass er hingerichtet wurde. Und es sollte einigermassen Aufsehen erregen, damit die Botschaft verbreitet wird. Also brauchte es Ankläger. Und diese Aufgabe fiel uns Juden zu. Jemand musste ihn verraten, jemand musste ihn ausliefern, jemand musste über sein Ableben befinden, jemand musste es durchsetzen und ausführen. Wie also kommt es, dass man seine angeblichen Mörder verfolgt und umbringt, wenn sich erst dadurch ihre ganze Religion erfüllt? Das ist wirklich schwer begreiflich. Leider ist es so, dass die allermeisten unserer Verfolger, unserer Mörder und ihrer Zuträger christlich getauft sind. Diese Ungerechtigkeit währte über zwei Jahrtausende. Und niemand erhörte uns. Keine Behörde leistete uns Beistand. Wir lernten, die nächste Hasswelle, die uns niederwalzen würde, frühzeitig zu erkennen, damit unsere Flucht einigermassen würdig vonstatten ging. Brach der Hass unvermittelt über uns herein, blieben schäbige Schlupflöcher und eine Todesangst, die an die Gesundheit ging. Ich muss dir diese Geschichte genauer erzählen, denn sie erklärt, warum ich hier bin und was danach vor allem auf dich zukommen wird: Man mordete uns im nordafrikanischen Fes sowie in Alexandria, wobei man uns zum ersten Mal in einem Stadtteil zusammentrieb und uns in aller Ruhe niedermachte. Als Minderheit sind wir anders, wir verhalten uns anders. Das hat für die Mehrheit zur Folge, dass sie uns erniedrigt, damit der Unterschied zu uns erträglich wird. Beim Massaker von Grenada wurden wir umgebracht, mehrfach anlässlich der Kreuzzüge, im Rheinland beim Bauernkreuzzug, in Speyer, in Worms, in Mainz, in Franken während des so genannten Rindfleischpogroms, während der Armledererhebung und anlässlich der Pestpogrome. Wegen unserer Reinlichkeitsrituale konnte die Pest uns weniger anhaben. Und schon zerrte man uns aus den Häusern mit dem Vorwurf, wir hätten die Brunnen vergiftet. Man mordete uns beim Sternberger Hostienschänderprozess, gleich danach in Berlin, während der Reconquista auf der iberischen Halbinsel, in der Ukraine durch Kosaken, bei Aussschreitungen in mehreren Städten des deutschen Bundes, im russischen Kaiserreich nach der Ermorderung von Alexander II, bei mehreren hundert Pogromen in der heutigen Republik Moldau anfangs des 20. Jahrhunderts, während des russisch-japanischen Krieges, im Anschluss an den Petersburger Blutsonntag 1905, in Bessarabien, bei den Novemberpogromen 1938 und bei Massakern in Polen. Diese letzten Völkermorde stecken uns Askenasim besonders in den Knochen. Die Tötungsarten all dieser Pogrome waren Verbrennen, Erschlagen, Henken, Erschiessen. Und: Vergasen. Denn zuletzt war die Shoa, wie nun endlich alle wissen. Dieses beispiellose Verbrechen hat endlich die Wende gebracht, man anerkannte das Unrecht, das seit Generationen an uns verübt wurde. Zwar gibt es unter unseren Mördern immer noch welche, die die Shoa leugnen. Das ändert nichts daran, dass Millionen von uns willentlich zu Tode gekommen sind. Diese Leugner stören sich an der Tötungsart. Für ihren Nachweis braucht es keine einzige Zeugenaussage. Die Papiere der Täter reicht dazu aus. Diese Tötungsart hatte zweierlei Bewandtnis: Die vertriebenen Massen verstopften den Nazis die Verbindungswege zur Front in Russland. Also musste man sie an Orten sammeln und auf eine Weise entsorgen, die die Mörder entlastete. Dazu waren Industrie und Bürokratie unabdingbar. Dies alles lässt sich aus Papieren und Aussagen der Täter selbst herleiten. Auf einen ihrer Führer persönlich geht das Anliegen zurück, dass es den tüchtigsten Schergen irgendwann überfordert, wenn er seine Pflicht erfüllt und er jüdische Kinder als Keimlinge zukünftigen Widerstandes am Laufmeter töten muss. So wurde eine Tötungsart gesucht und gefunden, die die Täter entlastet. Die Welt ist seither eine andere geworden. Das Abendland blickte geschockt in geöffnete Krematorien und auf Berge ausgezehrter toter Leiber. Und man musste einsehen: Der Antijudaismus der Shoa wäre ohne den abendländischen Judenhass unmöglich gewesen. Er spross an diesem fauligen Stock wie eine braune Warze. Unsere Verfolger sind nun gelähmt vor Schuld. Ein Aufschrei ging durch die Völker, die uns bis auf den Tod verachtet und misshandelt haben, der Ruf nämlich, das dürfe sich niemals wiederholen. Dieser Ruf wird lange nachhallen. Länger, als dir lieb ist. In den Reihen unserer Mörder erheben sich auf einmal Gutmenschen, die von der Shoa eine wunderbare Doktrin ableiten. Sie sagen: Erniedrigung und Vernichtung einer Minderheit mit allen Mitteln und um jeden Preis lehren uns Würdigung und Schutz aller Menschen mit allen Mitteln und um jeden Preis. Das klingt zu schön, wie man sagt. Leider schenken wir Juden dieser Zuversicht keinen Glauben.
Im Verlaufe der vergangenen Jahrhunderte kam es immer wieder zu solchen Morgenröten an Mitleid für unser Volk. Früher oder später verdunkelten sie sich alle. Diese Lehre kann für uns Juden nicht gelten. Was wir erinnern, untersagt jedes Vertrauen. Und das ist keine jüdische Rechnung, sondern eine menschliche. Niemand redet uns aus, es werde nach der schrecklichen Shoa ganz gewiss zu keiner Hasswelle gegen uns mehr kommen. Wir studieren diesen Hass seit Jahrhunderten. Dabei haben wir festgestellt, dass die Welle nicht nur wiederkehrt. Sie nimmt auch zu an Brutalität und Entschlossenheit. Daher richten wir täglich unsere Aufmerksamkeit auf die Anzeichen ihrer Rückkehr. Leider ist es so, dass sie jeweils mit leiser Kritik an unserem Volk ihren Anfang nimmt. Also markieren wir erste Kritiker sogleich als unsere Gegner. Wir müssen das tun, damit wir vor dem sicher sind, was darauf folgen könnte. Wie immer man uns beschwichtigen möchte, wir rechnen immer mit dem Judenhass, der wie ein schwarzer Bodensatz in Tiefen lauert und jederzeit hochgepflügt wird. Es ist schwierig in Worte zu fassen, aber unsere besondere Leidensgeschichte führt zu einer Art bewusster Ignoranz. Das werde ich dir genauer erklären, denn es wird auch dich in erheblichem Masse betreffen: Bewusste Ignoranz bedeutet die Regungslosigkeit und die Herzenskälte eines Wächters. Auch unter uns erheben sich immer wieder Stimmen, die Kritik am Jüdischen üben. Zum Beispiel hören wir die Sorge, dass wir, wenn wir Kritiker sofort als Gegner markieren, den Hass gegen uns damit zusätzlich befeuern. Das ist unmittelbar einsichtig. Aber wir können nicht anders. Nicht nach dieser Geschichte, die wir durchlitten haben. Daher missachten wir diesen sachlichen Einwand ganz entschlossen und bewusst. So lautet denn auch die Lehre anders, die wir aus der Shoa ziehen: Die Erniedrigung und vollständige Auslöschung unserer Minderheit mit allen Mitteln und um jeden Preis verkehrt sich in Würdigung und Schutz eben dieser Minderheit um jeden Preis und mit allen Mitteln. Eine andere Lehre können wir daraus nicht ziehen.
Wir sind schlicht ausserstande dazu. Gegner mögen diese Haltung als jüdische Sturheit verschreien. Wer immer diese Hasswellen studiert, wird unser Misstrauen in die schöngeistige Lehre heutiger Gutmenschen von Würdigung und Schutz aller Menschen nachvollziehen. Sie haben gut reden, denn sie teilen nicht unsere Geschichte, kennen diese Traumatisierung nicht, die in der Menschheit wohl ohne Beispiel geblieben ist. Es ist ein besonderes Gedächtnis wirksam, das von aussen kaum verständlich ist. Man weiss, dass Erinnerung und Bewertung von Gefühlen bei Menschen, die zu Tode verschreckt wurden, durcheinandergeraten sind. Zu diesem Trauma kommt die Gleichgültigkeit dazu, nein der Applaus der Anderen. Immer wieder stehen wir mit dem Rücken zur Wand. Keine Sicherheit nirgends. Auf der ganzen Welt nicht. Kein Argument findet vor dem Standgericht Gehör, wenn man sich selbst zu verteidigen sucht, damit man dem sicheren Tod entgeht. Keine persönliche Rechtfertigung bewahrt dich vor ordentlicher Vernichtung. Allein deine angeborene Zugehörigkeit zum Judentum spannt dich ein in das Gebälk, damit die Henker in aller Ruhe Mass nehmen und ihr Werk sauber und völlig ungehindert an dir verrichten und durch dich hindurch. Und das über Jahrhunderte. Immer wieder. In all diesen verschiedenen Ländern, in denen wir zerstreut lebten. Diese Prägung kennt niemand. Ausser wir. Sie hat zur Folge, dass wir, sobald wir unter Druck geraten, alle Mittel gutheissen, die uns Sicherheit garantieren. Weisst du, was das bedeutet? Das heisst, dass wir, ob wir das nun wollen oder nicht, auf die Grundrechte anderer keine Rücksicht nehmen. Warum sollten wir? Niemand hat je unser Anspruch auf Grundrechte bei unseren Mördern eingefordert. Mir ist sehr wohl bewusst, dass wir ihnen dadurch ähnlich werden. Und die Bezeichnung dafür kommt mir nicht über die Lippen. Dazu kommt die Einsicht, dass wir Juden nur in einem rein jüdischen Gemeinwesen sicher sind. Auch dies lesen wir aus der Geschichte unserer Verfolgung. Bis zur Unkenntlichkeit angepasst überlebten wir mit anderen Völkern vermischt, und immer kam es früher oder später zu Hass. In Europa, in Asien. Nur die Neue Welt liess uns gedeihen. Nun sind wir mit Geldern ausgerüstet, die es uns gestatten, die Wüste hier zu begrünen. Aber es gibt auch im Amerika keine Garantie für uns, dass die Verhältnisse sich nicht über Nacht gegen uns wenden könnten. Das heisst, Bruder Araber, wir können hier niemals einen gemeinsamen Staat bewohnen.»
Der Palästinenser wirft ein: «Dabei ist es nicht das erste Mal, dass ihr bei uns Zuflucht sucht. Es gab kaum Hass zwischen uns.»
«Aber es wird ihn geben. Unsere Völker werden vor Hass ineinander verkrallt sein. Denn es gibt überall Menschen, die mit aller Härte zuschlagen wollen oder ein solches Vorgehen unterstützen. Nur das rein Jüdische, versammelt an einem Ort, geborgen in einem einzigen Schutzraum ist die einzige Garantie für unser Überleben. Diese Reinheit hat keine rassistische Bewandtnis, sie ergibt sich sachlogisch aus unserer Geschichte. Der Staat Israel ist als Arche zu verstehen. Auch die Shoa ging vorüber wie jedes Morden. Nun herrscht Ruhe, bis es irgendwann wieder anheben wird. Die Frage ist nicht, ob sondern wann. Diese Überzeugung teilen meine Familie und meine Ahnen seit jeher. Wisse, Araber, wir werden kommen wie Hochwasser. Von allen Seiten. Wir fluten das Land vom Meer bis zum Fluss. Nicht aus Grossmachtsgelüsten, sondern damit Platz genug sein wird für all die Juden, die vor der nächsten Hasswelle fliehen, wo auch immer diese losgetreten wird. Sie wird rollen, und sie wird der Shoa gleichkommen oder diese gar übertreffen, wie immer man sich das vorzustellen hat. Unsere Geschichte, unser klinisches Wissen über den Hass gegen uns lässt uns keine Wahl. Dazu kommt, dass die bewusste Ignoranz, von der ich sprach, auch unsere Mörder erfassen wird. Das Abendland, beschämt und blockiert vor Schuld, wird uns gewähren lassen. Zur Zeit lösen sie weltweit die Kolonialverträge auf, damit die einheimischen Völker sich endlich wieder selbst bestimmen. Nur hier werden sie diese Papiere weiterhin für gültig erachten, denn die Gelegenheit ist zu günstig, damit wir in dieses rechtliche Vakuum hinein unseren Staat gründen. Aber ich bitte dich, zu verstehen: Wir werden hierher geschoben. Aus Todesangst. Aus mehrfach in Tiefen der Geschichte gestapelter Traumatisierung. Mich schickten sie von Jerusalem hierher, damit ich meine Familie, meine Verwandtschaft hier aussähe. Damit das reibungslos gelingt, wird die schuldbewusste Weltöffentlichkeit dich und dein Volk bewusst ignorant für staatenlos erklären. Und sie werden euch das Besitzrecht an diesem Land absprechen, obwohl jedes Recht in Gewohnheit gründet. Niemand setzt sich für euch ein, genau wie bei uns damals, auch wenn die koloniale Schutzmacht, die am vergangenen Weltkrieg erschöpfte, euch wie Untermenschen behandelt. Sogar der Völkerbund traut euch keine Selbstverwaltung zu, verhandelt nur mit euren Stammesfürsten, die sich einen Deut scheren um dich und dein Volk, über das sie feudale Führerschaft beanspruchen. Diese rassistische Vorarbeit des europäischen Abendlandes nützt uns freilich beim Aufbau des Staates hier, den wir dringend benötigen, damit wir vor der nächsten Hasswelle zu Abertausenden hier Platz und Schutz finden. Entschuldige, wenn ich das immer wieder in Erinnerung rufe, aber es ist zu wichtig, um zu verstehen. Diese Abendländer christlicher Abkunft, die sich anmassen, Anwälte der Menschenrechte zu sein, unsere Mörder wohlgemerkt, sie nennen euch Sandneger hinter vorgehaltener Hand. Es ist die Scham ihrer beispiellosen Täterschaft, die uns gewähren lässt. Ihr werdet Gerichtshöfe für Menschenrechte um Hilfe ersuchen, aber sie werden euch bewusst ignorant jedes Gehör verweigern. Aus schuldbeladener Rücksicht auf uns. Das Hochwasser, von dem ich rede, schwemmt euch aus dem Land. Oder ihr ertrinkt darin, setzt ihr euch zur Wehr. Und das wird passieren, da euch niemand hört. Die bewusste Ignoranz wird zur Folge haben, dass eure Gewalt nur Terror sein wird und nichts anderes. Man wird euch zu Wölfen erklären und zum Abschuss freigeben. Daher bitte ich dich von Herzen, verlasse dieses Land. Verlasse deine Heimat. Auf dich wartet nirgends ein Keimling von Hass. Es gibt Brudervölker genug, die euch aufnehmen. Du schüttelst den Kopf? Das habe ich befürchtet. Ich weiss, deine Kinder wachsen hier auf, deine Ahnen sind hier begraben. Du wirst also nicht gehen. Nun müsste ich vor dir auf die Knie fallen und dich anflehen, dass du fliehst, aber mein Volk hat sich so oft auf die Knie geworfen und wurde doch nicht verschont. Als wären wir verdammt zu Schuld. Schon der Gründer unserer Bewegung für einen jüdischen Staat notierte in sein Tagebuch, man müsse die ansässigen Araber irgendwie aus dem Land schaffen. Das bedeutet, es wird Widerstand geben. Das heisst, wir werden unsere bewusste Ignoranz hochtrainieren müssen. Sie wird zu einem Stachel reinster Abwehr. Unsere junge Volkssaat soll hier endlich gedeihen. Jeder Keim von Schädling wird sofort ausgemerzt. Denn Rückkehr bedeutet für uns Hass und Tod, zwar der Möglichkeit nach, aber die Geschichte unseres Leids spricht dazu eine klare Sprache, sie lässt sich nicht ausdeuten, wie man gerade Lust hat. Bei kleinster Gegenwehr werden wir euch vertreiben. Nur der Wind wird durch die Dörfer heulen, die ihr gegründet habt. Damit unser Ruf und unser Gesicht bei dieser Schande gewahrt bleibt, erinnern wir uns daran, dass wir auserwählt sind, dass wir Opfer sind und dass ihr minderwertig seid. Das sind die Leitlinien, die es uns erlauben, die bewusste Ignoranz gegen euch aufrecht zu erhalten. Und das Abendland wird das stumm zur Kenntnis nehmen. Unsere ersten Industrien werden keine Araber beschäftigen. Wir werden Gesetze erlassen, die bewusst ignorant eure Grundrechte beschneiden, denn ihr seid staatenlos und keiner hört euch. Wer immer Steine gegen uns wirft, kommt in Beugehaft, ohne Verfahren, egal welchen Alters, wir verhören jeden ohne Beistand. Wir werden euch verbieten, eure Häuser zu erneuern. Verlasst ihr euer Heim für ein paar Monate, wird es mit Grund und Boden in den Besitz des jüdischen Staates übergehen. Und die Nachkommenschaft unserer Mörder wird dazu schamhaft schweigen. Wir werden diejenigen von euch, die zur Flucht ausserstande sind oder sie verweigern, zusammenpferchen, einzäunen und mit Mauern abschneiden, damit wir vor eurem Hass sicher sind. Und irgendwann werden eure Wölfe ausbrechen, sie werden unter uns Wehrlose meucheln, egal welchen Alters, und sie werden unsere Kleinen stehlen, denn wir halten ja eure Kinder in Schutzhaft. Und sie werden sie in euer besetztes Gebiet entführen. So zwingt ihr uns, dass wir euch vor Augen einer Weltöffentlichkeit auslöschen. Viele Völker haben ein anderes auf dem Gewissen. Warum nicht auch wir? So zwingt ihr uns in den Sumpf, wie eure Wölfe rufen, aber ihr werdet unter uns liegen. Denn viele von euch opfern sich lieber, als dass sie unsere bewusste Ignoranz, die brutal wird und entwürdigend für euch, weiterhin erdulden. Eure Wölfe werden sich willentlich unter euch mischen, was jedoch weltweit geächtet sein wird. So werden wir umso entschiedener auf euch feuern und euch unter Trümmern und Phosphor begraben, wie es der Plan eurer Wölfe auch vorsieht. Sie wissen genau, dass das immer neu verletzte Volk sich immer verbissener gegen weitere Verwundung zur Wehr setzen wird. Um jeden Preis. Mit allen Mitteln. Unter strikter, das heisst pflichtbewusster Missachtung der Grundrechte. Mit bewusster Ignoranz. So werdet ihr weltweit eine neue Hasswelle gegen uns auszulösen versuchen, damit sie euch befreit.»
Die beiden schweigen. Der Palästinenser erhebt sich und spricht zum jüdischen Siedler: «Komm, lass uns zusammen zum Gott Abrahams beten und dann essen. Wie früher. Noch ist nichts davon geschehen, was du voraussagst. Mag sein, dass ihr mich und meine Familie vertreibt oder gar tötet, da ihr eine Todesangst leidet, von der ich keinen Begriff habe. Trotzdem bemitleide ich dich und dein Volk. Denn so, wie es scheint, werdet ihr keine Ruhe finden.»

Gaza 2023-24. Zur moralischen Reputation des Westens

Ein Autofriedhof. Personenwagen, darunter eine Ambulanz. Alles vom 7. Oktober, alles ausgebrannt. Weiterlesen

Von wegen meta-

Die Tech-Riesen des Silicon Valley stehen für die beispiellose Gewissheit, dass uns Computerisierung und digitale Vernetzung in der Evolution sprunghaft voranbringen. Sie machen uns weis, wir würden aus der sumpfigen Geschichte der Menschheit auf Metaebenen gelangen. Leider ist das nur Gewäsch, wie so oft. Oder zum Glück, je nach dem. Weiterlesen

Zähneputzen mit Kindern. Mehr als nur ein pädagogischer Grundsatz

Noch heute herrscht wenig Freude, wenn die so genannte Zahnfee ins Klassenzimmer kommt. Und immer liegt es an der Spezialpaste, die sie mitbringt. Es gibt keine Vorschrift, ob die Lehrkraft an dieser Übung teilnimmt. Meistens nutzt sie die Zeit für Arbeit am Schreibtisch. Dabei bestände hier die Chance, einem pädagogischen Grundsatz nachzukommen, der auch sonst sehr bedeutsam ist. Weiterlesen

Parlament der Religionen

Religionen verbinden Menschen miteinander. Über familiäre Klüngelei und Vetternwirtschaft hinaus. Im Vergleich zum Gruppenegoismus eines Stammes liegt darin ein Fortschritt. Aber leider gehen Religionen untereinander tunlichst keine Verbindung ein. Sie meiden sich wie Wurzelspitzen, die im Boden aneinander vorbeiwachsen. Nun aber, da die Bevölkerung auf diesem Planeten sich zusehends verdichtet, wirkt diese Abstandnahme wie fehl am Platz. Ihre Überwindung wäre politisch sehr von Nutzen. Religionen sollten ein Parlament bilden. Weiterlesen

Chefdiskurs

Die Art, wie Vorgesetzte Aufträge in Worte fassen, entscheidet darüber, ob Angestellte sich ins Zeug legen oder die Faust in der Hosentasche ballen. Weiterlesen

Blindheit als Vorwurf

Gerne wirft man anderen vor, sie seien blind betreffs einer bestimmten Angelegenheit. Sei dies Corona, das Klima, eine Schulreform oder die angebliche Überfremdung. Eigentlich wird damit bei anderen eine Beeinträchtigung festgestellt, ohne dass man Bedauern äussert oder Mitgefühl empfindet. Blindheit als Vorwurf ist sinnbildhaft gemeint. Unterstellt wird, die Person unternähme zu wenig gegen ihre Beschränkung, sie wehre sich störrisch dagegen. Das urteilt sich leicht, denn der Vorwurf selbst ist mit Blindheit geschlagen. Weiterlesen

Zuviel Kritik

Demokratie setzt Kritikfähigkeit voraus. Bildung und Aufklärung sollen diese Fertigkeit bei jeder einzelnen Person ausbilden helfen. Nun reden wir alle einander ins Zeug. Zuviel Kritik erschwert politisches Handeln, blockiert es sogar. Dieser Zustand wäre für Kant unvorstellbar gewesen. Es gibt nur eine anständige Methode, diesem hochwertigen Wildwuchs beizukommen.
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Wahlkrampf

Nun wählen wir wieder. Kandidaten gibt`s genug. Gesichter landauf, landab. Sie garnieren ganze Plätze und Autostrassen. Als nach wie vor überzeugter Demokrat sollte mich das freuen. Weiterlesen

Verschiedene Schweizer Neutralitäten

Die Schweiz bildet keine natürliche Einheit. Mit der Neutralität gibt sie Antwort auf ihre Angst, dass sie auseinandergerissen wird. Diese Angst ist ein Nachhall aus ferner Zeit. Heute besteht kein sachlicher Grund mehr dazu. Das hat Folgen für das Verständnis von Neutralität. Wir müssen verschiedene Neutralitäten annehmen.
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Selbst ist das Leben

Selbständigkeit, Selbstgestaltung, Selbstorganisation. Weniger Einmischung, weniger Vorschrift. Ganz besonders in der Erziehung. Dieses Anliegen spricht für sich … selbst. Seine amtliche Durchsetzung lässt es allerdings verkommen. Und in der wissenschaftlichen Grundlage, dem dieses Anliegen beinah absolute Autorität verdankt, namentlich im Konzept der Autopoiese oder Selbstorganisation, steckt mehr Ideologie als Erfahrung. Schlimmer noch: Dieses Konzept sagt politisch viel aus, wissenschaftlich aber nichts. Oder nicht viel. Weiterlesen

Fleisch und Geist

Vor allem Religiöse sind um die Unabhängigkeit des Geistes besorgt. Sie erhoffen sich davon ein Weiterleben nach dem Tod. Fleischliches ist ihnen daher zu minderwertig, überhaupt alles Materielle. Also meiden sie auch die Wissenschaft, die auf Messbarkeit und damit auf Körperlichkeit setzt. Zwar ist die Wissenschaft ein Verein mit harten Statuten, doch das Verhältnis zu ihr sollte sich ändern. Denn mittlerweile bietet sie Angelpunkte, die Argumente für die Selbständigkeit des Geistes stützen könnten. Weiterlesen

Keine Sorge ums Ich

Sehr wahrscheinlich steht mir in wenigen Tagen eine Krebsdiagnose bevor.

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Einstein und das Update

Bahnbrechende Neuerungen führen zu Regelbrüchen. Aber sie gehen auch aus Regelbrüchen hervor. Durch Zufall oder willentlich oder aus Verzweiflung. Anders gesagt: Wer in der Norm verbleibt, bringt nichts Neues zustande. Die bahnbrechende Neuerung schlechthin ist die Relativitätstheorie. Wie wäre das für Einstein, wenn er heute lebte? Weiterlesen

Respekt. Ein schwieriges Geschäft

Respektiert Erwachsene! Das bekommen Heranwachsende zu hören. Indes heisst es in der gegenwärtigen Politik: Respektiert Andersartige! Populisten wehren sich dagegen. Das liegt auch daran, dass auch ihnen keinerlei Respekt entgegengebracht wird. Respekt ist rasch gefordert. Dabei ist er ein schwieriges Geschäft. Weiterlesen

Foucault und seine Schwester

Viele hadern mit Prägungen aus ihrem familiären Umfeld. Ob absichtlich oder nicht haben Eltern oder Geschwister zu starken Einfluss genommen. Kriegt man diese Prägung nicht verarbeitet, kommt ein persönliches Scheitern dazu, das den Geschmack am Leben noch ganz vermiest. Diese Angelegenheit lässt sich anders sehen. Näher am Leben im Allgemeinen. Etwa anhand des Beispiels von Michel Foucault. Weiterlesen

Moderne Kunst als Ärgernis

Für Germann

Moderne Kunst gilt als schwer verständlich. Viele finden sie verschroben, aufdringlich, herausfordernd. Ganz richtig. Genau darin liegt ihre gesellschaftliche Aufgabe. Sie bricht mit etablierter Überzeugung, stösst sie vor den Kopf. Darin wäre jedoch keine Gegnerschaft, sondern eine Zusammenarbeit zu sehen. Etwa in der Art, wie ich mir das Verhältnis zwischen Gott und Teufel, sofern überhaupt, nur als Zusammenarbeit vorstellen kann. Alles andere dünkt mich blauäugig.

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Freundschaft, Demokratie, Meinungsfreiheit

Für uns Moderne steht ausser Frage, dass die Meinungsfreiheit beschnitten wird. Unter anderem hat sie in Satire und Karikatur Tradition. Wer sich beleidigt oder gar bedroht fühlt, hat sich dieser Situation anzupassen. Das führt aber zu Spannungen, die eine Gesellschaft zerrütten. Derzeit liegt die Schwelle zur Empörung ohnehin beschämend tief. Wer das Grundrecht der Meinungsfreiheit für absolut sieht, geht von einer harten Öffentlichkeit aus. Demokratie und vor allem Freundschaft hingegen bieten Argumente, die dafür sprechen, dass man die Meinungsfreiheit sogar von sich aus beschränkt. Einerseits aus Rücksicht auf andere, andererseits aus Bekenntnis zur Demokratie.
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Wenn Traditionen aussterben

Der Wohlstand macht Traditionen überflüssig. Von Generation zu Generation dünnen sie aus. Indigene Kulturen verschwinden. Rund um den Erdball. Auch bei uns vor Jahren. Diese Entwicklung wird gerne beklagt. Auch unter uns, die wir kaum mehr Traditionen befolgen. Indigene Kulturen verschwinden aber auch deshalb, da ihre Mitglieder die westliche Kultur aus freien Stücken übernehmen. Genau wie wir es getan haben. Wer das bedauert, entmündigt diese Menschen. Wie zu Zeiten des Kolonialismus.

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Allgemeines Handy-Verhalten

London Themse Südseite. Hier leben mehr Verlierer als Gewinner. Borough Market: Vollgestopfte Gassen, völkisches Essen. Allerorten blitzen Selfies. Ein Strassenkünstler hantiert mit einer kindlichen Handyattrappe, übergross und bunt glitzernd. Uns Passanten scheint er vor Augen zu führen, wie sehr wir auf dieses Gerät fixiert sind, indem er auch Gestik und Mimik überzeichnet. Was macht ihn so sicher, dass er die Angelegenheit richtig sieht und wir alle anderen falsch? Mir scheint, auch er hat nur mässig verstanden, was Leben ist.
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Nichts ist heilig

Mir ist nichts heilig! Wer das sagt, der würde gemieden. Ein Rohling der übelsten Sorte. Nach anderer Lesart wäre diese Person schlicht ein Weltenbürger der Zukunft.
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Zur Abdrift des Lebens von der Erde. Ein Anti-Nihilismus

Die Lehre von der planetarischen Abdrift des Lebens durch uns Menschen wird so lange hypothetisch bleiben, bis Leben im All sich so verteilt hat, dass es kosmischen Katastrophen wie etwa Supernoven entgeht. Diese Lehre finde ich aus dem einzigen Grund aufschlussreich, da sie eine notwendige Umwertung besonders der menschlichen Konflikte erfordert, die im Rahmen kultureller Evolution geschehen. Diese Konflikte belasten ganze Generationen als sinnlos. Nun zeigt sich, dass sie wahrscheinlich einen Zweck erfüllen, der übergeordnet ist. Die These von der planetarischen Abdrift des Lebens ermöglicht somit eine Art Anti-Nihilismus.

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Dunkle Energie

Was meint eine esoterische Person genau, wenn sie vor einer dunklen Energie warnt? Energie ist doch wertneutral. Weiterlesen

Serien schauen. Zum Beispiel «Outer Banks»

Viele Angehörige meiner Generation verachten den Rummel, der um Serien veranstaltet wird. Sie sollten umdenken, sobald eine Familie gemeinsam eine Serie schaut. Generationen, sonst eher getrennt, verständigen sich über den Konsum von Serien, denn in eine Serie passt bekanntlich mehr Leben. Ein weiterer Vorteil, gewisse Serien wie „Outer Banks“ zu schauen, greift hingegen tief ins Archaische.
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Neue Eigenbrötlerei

Im Netz fiel jemandem auf, dass es seit Längerem in Wissenschaft und Gesellschaft zu keiner bahnbrechenden Neuerung mehr gekommen sei. Woran liegt das? Der möglichen Antworten sind viele. Mein Beitrag: Das Problem liegt an übermässiger Normierung. Sie würgt Neues vorweg ab. Zur Normierung gehört unter anderem permanente Zusammenarbeit in Teams. Eigenbrötlerei gilt heute für verdächtig. Dabei haben früher vor allem Aussenseiter bahnbrechende Neuerungen hervorgebracht.
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39 Thesen zum Lehrermangel auf Primarstufe

1. Aus der Betriebslehre von Google: «Wer Vertrauen bekommt, würdigt Vertrauen. […] Glaube den Technikern, nicht dem Marketing. […] Der Erfolg einer Firma hängt auch davon ab, ob die Angestellten ihrem Leitbild Glauben schenken. […] Die Sensoren der Menschen für Bullshit sind sehr fein. […] Wozu ein [BWL-]Plan? Ein Plan hält uns nur auf. […] Man muss Vertrauen in seine Leute haben und genug Selbstvertrauen, um sie den besseren Weg finden zu lassen.» Das ist das, was fehlt. Ein systemisches Misstrauen, das den Lehrberuf auf Primarstufe schlechterdings unattraktiv macht. Weiterlesen

Das absolut Böse

Das Böse an sich halte ich für ein Missverständnis. Weiterlesen

Provokation leicht gemacht

Heute ist es leicht zu provozieren. Die politische Korrektheit hat Fallstricke feinmaschig ausgelegt. Damit schafft sie ungewollt zahllose Gelegenheiten zur Provokation. Nur ein falsches Wort, und schon brandet Empörung heran. Wer Aufmerksamkeit nötig hat, der bediene sich. In Diktaturen sind Provokationen unverzichtbar. Das heisst aber noch nicht, dass sie demokratisch sind. Sie sind es nicht.

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Politische Korrektheit auf dem Prüfstand

Politische Korrektheit nimmt ein Anliegen ernst, das ganze Generationen beschäftigt. Aber es gibt scharfe Gegner. Diese richten sich weniger gegen das Anliegen selbst, eher stossen sie sich daran, dass politische Korrektheit unter sozialem Druck diktiert wird. Denn dieses Diktat stellt das Anliegen über andere Interessen, die genauso ihre Dringlichkeit hätten. Weiterlesen

Nur eine Chance?

Der hat seine Chance gehabt! Das hört man oft in einer Entschiedenheit, die Eindruck macht. Besonders Erzieher reden so. Erst üben sie milde Nachsicht ihrem Zögling, geben sich kameradschaftlich. Im Wiederholungsfall aber schlagen sie hart zu. Weitere Chancen stehen ausser Frage. Gewiss nehmen sie an, dass sie so vorbildhaft Werte durchsetzen, die für das gesellschaftliche Zusammenleben unverzichtbar sind. Dabei ist es reine Willkür. Strenggenommen benehmen sich diese Leute wie Gott. Vor allem aber ist ihr Verhalten unsportlich.

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Bekenntnisse eines Hochrisikobankers

Nun schimpfen sie wieder. Schande auf mich und alle, die für satte Gewinne hohe Risiken eingehen. Die Kritiker haben recht. Ausnahmslos. Aber sie kapieren die Gesellschaft nicht, der wir alle angehören. Weiterlesen

Falsch gelebt!

Es ist bitter, wenn eine Person zum Schluss kommt, sie habe ihr Leben falsch geführt. Bei einer zweiten Chance würde sie andere Entscheide treffen. Von Anfang an. Einem Menschen in dieser Misere ist kaum zu helfen. Darüber hinaus wird diese Person vereinsamen, denn niemand will mit so einer Düsternis aus freundschaftlicher Nähe zu tun bekommen. Dieses  Leid hängt aber wesentlich von einem bestimmten Menschenbild ab, das jemand selbstverständlich auf sich selbst anwendet. Ändert man das Bild, verschwindet vielleicht das Leid. Oder es wird abgemildert. Das klingt leicht, ist es aber nicht.

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Zappen bis zur Erleuchtung

Durch Fernsehkanäle zappen gilt für verpönt. Spielt aber der Zufall mit, ergeben sich unerwartete Erkenntnisse. Man kriegt einen jähen Vergleich serviert, ohne den überhaupt keine Erkenntnis möglich ist. Weiterlesen

Orchideen der Evolution

Zunehmende Kultiviertheit bedeutet, dass man immer wählerischer wird. Ein klarer Fortschritt im Vergleich zum rohen Naturzustand von ehemals. Kultivierte benehmen sich auch gerne herablassend gegenüber Hemdsärmeligen. Dazu besteht kein Grund. Wer kultivierter, sprich wählerischer lebt, verträgt rasche Umweltveränderungen schlechter als robuste Naturen. So wird man zu einer Orchidee im Wind der Evolution.
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Der Zusammenzwang in Schulen

Der Lehrermangel hat sicherlich verschiedene Gründe, aber nicht alle sind im Gespräch. Zum Beispiel der Zusammenzwang. Damit meine ich die Erwartung, dass die Schule regelmässig in der Öffentlichkeit als Einheit auftreten soll. Das erfordert ständige Teamarbeit, wie von Reformern dringend gewünscht, und somit Ablenkung von einem Kerngeschäft, das anspruchsvoll geworden ist.

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Generationen unter sich

Eine Generation zeigt selten Verständnis für die Altersgruppen, in die sie zeitlich gefügt steckt wie ein Verzehrgut zwischen zwei Sandwichbroten. Über diesen Missstand lässt sich leicht den Kopf zerbrechen, er hält sich hartnäckig. Seit je. Dieses Unverständnis unter Generationen mag uns Einzelne entmutigen, das Leben selbst scheint es zu wollen.
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Die Lyrik des Till Lindemann

Bob Dylan hat den Literaturnobelpreis zugesprochen bekommen. Warum nicht Till Lindemann von den Rammstein? Zu provokant, möchte man beanstanden. Dieser Einwand bleibt an der Oberfläche, so nachvollziehbar er scheinen mag. Lindemanns Lyrik reizt einen Nerv, der aus der Öffentlichkeit hart verdrängt wird. Umso mehr wird er von Tausenden geteilt. Europaweit. Weltweit. Seit Jahren.
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Christliche Selbstliebe

Christliche Selbstliebe klingt nach einem Widerspruch. Alles dreht sich doch um Nächstenliebe. Dabei stellt der Grundsatz «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» klar, dass die Selbstliebe der Nächstenliebe vorangeht, sie sogar begründet. Daher kann durchaus von einer christlichen Selbstliebe die Rede sein. Dieser Ratschlag für ein gutes Leben unter Menschen hat aber seine Tücken. Auch hat er mit Problemen biblischer Übersetzung zu tun. Seine alternative Übernahme aus anderen Grundtexten wäre um Einiges hilfreicher für uns.
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Tragik des Friedens

Für Erasmus entsteht Krieg aus Krieg. Dabei geht den meisten Kriegen ein Friede voraus. Krieg entsteht also aus Frieden. Wie soll das gehen? Dem Frieden haftet tatsächlich eine Tragik an, die zu Krieg führt. Aber Frieden verhüten kann niemand wollen. Weiterlesen

Mann Frau Quote

Im Lehrberuf bin ich ein Quotenmann. Damit lässt sich gut herumwitzeln. Die peinliche Scham, dass ich womöglich bloss wegen meines Geschlechts die Auslese bestand, sollte mir zu denken geben. Wer dafür hält, dass in Führungsgremien Frauen vertreten sein sollen, muss andere Überzeugungen aufgeben, die ihm oder ihr am Herzen liegen. Andernfalls besteht ein Widerspruch, der die Politik für eine solche Quote angreifbar macht. Weiterlesen

Der Unsinn vom Sinn des Lebens

Wer über Sinn oder Sinnlosigkeit des Lebens nachsinnt, denkt sozusagen im Leerlauf. Das Leben liegt jenseits davon. Sinn oder Sinnlosigkeit also: Weder das eine noch das andere macht Sinn. Das lässt sich sachlich herleiten. Bedauerlich für die, die sich in einem Sinn des Lebens sonnen, jedoch ein Glück für jene, die die angebliche Sinnlosigkeit des Lebens herunterzieht. Für beide gibt es gute Nachrichten. Weiterlesen

London aus der Höhe

Den Namen des Ortes unterschlage ich. Es könnte eine Klage drohen. Genauso wie die Organisation hier sich systematisch gegen Klagen absichert, mit denen von allen Seiten zu rechnen ist. Liberalisierung klingt nach freundlicher Entspannung, wenn sie gesellschaftlich gemeint ist. Hier aber kommt sie in ihrer wirtschaftlichen Rolle daher. Das bedeutet Anspannung. Mittlerweile sollte man von einer Volkskrankheit sprechen.
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Aus dem Leben eines INS-Kindes

Für Fachunkundige: Ein INS-Kind ist ein Kind, das in die Regelschule einbezogen bleibt, trotz seiner Mühen, die beträchlich sind. Es wird also nicht in Kleinklassen abgesondert. In Augen der akademischen Tagespresse wie NZZ und Tages Anzeiger gilt diese Reform für gescheitert. Hier ein Beitrag aus der Praxis zur Stärkung dieser Ansicht. Weiterlesen

Schrödingers Katze für den Alltag

Das Meiste von dem, was wir von uns geben, wenn wir fremdes Verhalten beurteilen, sind blanke Unterstellungen. Wir massen uns an, das intime Leben einer anderen Person mit seinen Motiven und Strategien genaustens zu durchschauen. Dabei verhält es sich wie bei Schrödingers Katze: Wir müssten diese Intimität knacken, um die Bestätigung zu bekommen, wie es bei Schrödingers Gedankenexperiment auch vorgesehen wäre. Aber das gelingt selbst in engsten Bindungen kaum, wo man sogar trotz geteilter Intimität unerkannt leben kann.

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Dragqueens im Kindergarten

Jede sexuelle Orientierung hat mit dem gleichen Leben zu tun. Genau wie ich. Einerlei, wie diese Orientierung aus dem Leben hervorgeht, ob aus persönlicher Entscheidung, ob therapeutisch gut begründet oder einfach als Lebensstil, ich interessiere mich dafür. Es sind Lebensformen, die ich abstrichlos anerkenne. Hier stehe ich, nein hier sitze ich und kann nicht anders. Wenn jedoch Dragqueens Kindern im Vorschulalter Märchen vorlesen, kommt mir das sehr angestrengt vor. Ich kritisiere unabhängig dieser Personen eine hemdsärmelig naive Bildungsmethode, bei der man zudem diplomatisch ungeschickt vorgeht.

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Migräne und das Nein zum Leben

Noch einmal: Wenn wir im Alltag Fremdverhalten beurteilen, handelt es sich zuallermeist um blanke Unterstellungen. Weiterlesen

Eine Betrachtung zu Woodoku

Weg mit diesem Techno-Zeug! So ein Elter zu seinem oder ihrem Kind mit Bildschirm. Diese Ignoranz erinnert an das neuzeitliche Unverständnis, das man Leuten entgegenbrachte, die in Bücher starrten wie auf ein Stück Holz. Damals wie heute gilt: Von Aufklärung keine Spur. Nehmen wir an, das Kind spielte gerade Woodoku, mein neustes Vergnügen für Zwischendurch. Da lohnt sich ein genauer Blick, statt Abwehr aus Abstand.
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Scheinselbständigkeit

Der Jugend geht es schlecht. Da gibt es wohl manche Ursachen. Corona zum Beispiel. Mit dieser handlichen Begründung lässt sich ein Missstand abfedern, der im Grunde einer Gesellschaft den Bankrott erklärt. Denn wer die Jugend verheizt, hat wenig von irgendeiner Zukunft zu erwarten. Sicherlich gibt es Weiteres punkto Ursachen zu bedenken. Zum Beispiel die Praxis der Scheinselbständigkeit, die wir den jungen Menschen zumuten.

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Auf der Suche nach politischer Korrektheit

Wie heisst es schon wieder richtig? Politische Korrektheit erfordert eine besondere Sachkenntnis. Einmal mehr bekommt die Mehrheit von einer Minderheit eine bessere Welt verschrieben. Die Wortwahl bleibt keineswegs dem persönlichen Gutdünken überlassen. Dies zu beanstanden muss man kein Populist sein. Demokrat genügt. Immerhin wird in dieser Sache ein gesellschaftlicher Druck ausgeübt, der von keinem Mehrheitsentscheid beglaubigt wird.

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Prekariat Unterschicht

Wenn sich in einer Gesellschaft Schichten ausbilden, halten wir das für ungerecht. Früher fand man sich damit ab: Die Reichen und die Armen, diese Prekären, zu denen der Mittelstand absinkt. Folglich wird Schichtbildung als rückständig erachtet. Die Aufklärung, die für Gerechtigkeit für alle einsteht, versagt immer wieder. Das kann einen zusetzen. Bevor man sich selbst aber gleich aufgibt, sollte man bedenken, dass Schichtbildung immerhin natürlich ist. Weiterlesen

Metakognition. Ein weiterer Beitrag zur Diskussion um den Lehrermangel.

Ursachen zum Lehrermangel sind vielfältig. Unter anderem bestehen im heutigen Bildungssystem markante Widersprüche. Sich diesen zu beugen, kann für Lehrkräfte schambehaftet sein. Einer dieser Widersprüche betrifft den Umgang mit Metakognition als unabdingbarer Voraussetzung zu Selbständigkeit.

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Schmeissfliegen. Eine philosophische Fingerübung zur Erlösung aus Zwängen

Die Frage, wie wir uns aus Zwängen lösen, beschäftigt uns Menschen grundsätzlich. Sehr oft stehen uns dafür überzogene Erwartungen im Weg, die wir ans Leben stellen. Die Veränderungen, die dazu nötig wären, bedingen viel Aufwand und eine hohe Disziplin, an der viele scheitern. Die erste Einsicht wäre die, dass wir unsere Erwartungen einfach herunterschrauben. Das wäre die handlichste Massnahme, sie gelingt aber kaum. Ein anderer Weg, Freiräume zu erlangen, besteht darin, die Sachlage, die uns zusetzt, anders zu deuten. Dazu diese Fingerübung.

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Im Panoramazug. New Economy als Erlebnis

Die Idee, mit dem Panoramazug die Berge zu durchgondeln, überkam mich spontan. Sie ist etwas altbacken. Zwar bekam ich zu sehen, was das Angebot versprach. Hautnah jedoch erlebte ich die New Economy mit ihrem klinischen Charme. Weiterlesen

Palliativgesellschaft

Fortschritt und Wohlstand laufen auf mehr Schmerzfreiheit hinaus. Das bedeutet aber auch mehr Wehleidigkeit.
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Planetarisches Manifest

In Reaktion auf die Zustimmung des Moskauer Patriarchen zum Krieg in der Ukraine 2022.

Allein bin ich zur Welt gekommen, allein werde ich sterben. Allein, das heisst: Eins mit dem All. Zwischen Geburt und Tod liegt mein Leben. Keines sonst. Demnach geniesse ich wie alle Lebewesen einen bevorzugten Zugang zum Kosmos. Diesen intimen Zugang jedoch habe ich weder gewählt, noch mir zugespielt. Weiterlesen

Prügelknabe Geisteswissenschaft

Einmal mehr gerät die Geisteswissenschaft unter Beschuss. Vielleicht sollte man dafür Verständnis aufbringen, schliesslich hat sie das Erfahrungswissen während Jahrhunderten geringeschätzt und klein gehalten. Das ändert nichts daran, dass sie heute gegenüber der Naturwissenschaft ungeahnte Vorzüge zu bieten hat.

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Blinkstern. Eine Poesie des Zufalls

Das Mädchen deutet an den Nachthimmel, und es möchte wissen, ob es Blinksterne gebe. Weiterlesen

Meinungswechsel als Stärke

Meinungsvielfalt überfordert manche. Gerade Populisten haben damit Mühe, denen wiederum Reformer am liebsten einen Maulkorb verpasst sehen würden. Offensichtlich fällt es schwer, in Meinungsvielfalt ein Grundrecht zu erkennen, das hart errungen wurde. Schlimmer wird es, wenn die Meinung obendrein geändert wird. Ein Meinungswechsel bedeutet Stärke wie Schwäche zugleich.

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Aus Sicht Putins

Wer den Anspruch erhebt, aufgeklärt zu sein, dem schwebt ein faires Urteil vor in  allen Belangen. Also kann ich nicht Ukraine-Versteher sein oder Putin-Versteher. Beides muss ich sein. Und nur beides. Weiterlesen

Reue bereuen oder Vom wahren Yoga

Jemand bereut einen Hauskauf, eine Ehe, ein Kind. Dinge, von denen man sich nur trennt, wenn man sein Leben moralisch ernsthaft beschädigt. Reue in dieser Grössenordnung bedeutet eine besondere Form der Marter. Bevor man jedoch darin versinkt, sollte man in dieser Angelegenheit Möglichkeiten für etwas mehr Selbstwertschätzung beachten. Weiterlesen

Leben im Morgen

Kinder leben im Morgen. Wir nicht. Weiterlesen

Gottlob heimatlos

Ein Flüchtling hält Lesungen zu Texten über die Heimatlosigkeit, die ihm aufgezwungen wurde. Das Schweizer Publikum zeigt sich betroffen und verschreckt ob  der Vorstellung, uns würden wie ihm die Wurzeln gekappt. Von diesem Leid habe auch ich keinen Begriff. Das verpflichtet mich zu Respekt. Dennoch fällt mir an diesem Menschen eine merkwürdige Sturheit auf. Weiterlesen

Kippmomente

Was ist eigentlich Geist genau? Da gibt es verschiedene Antworten. Eine ist mir während der Pandemie aufgegangen. Und auch jetzt beim Krieg in der Ukraine. Dieser Ansatz ist aber eher anstrengend. Denn es geht darum, dass man verschiedene Narrative in Gedanken austauscht, also Geschichten, die in diesem Fall Missstände wie die Seuche oder diesen Krieg erklären. Die Sicht auf die Welt kippt dadurch von einem Extrem ins andere und wieder zurück. Das ist Geistarbeit.

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Menschenrecht für Tiere

Primaten sollen Menschenrechte zugesprochen bekommen. Damit bringen wir sie mit uns auf Augenhöhe. Eine wünschenswerte Neuerung zwar, aber sie verdeckt massive kulturelle Probleme, die uns betreffen, nicht die Tiere.
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Inside Putin – Eine Kehrseite von Macht

In Machthabern vermuten wir Menschen, die aus blanker Souveränität handeln. Als verfügten sie über endlose Reserven. Vielleicht überschätzen wir sie, damit wir wachsam bleiben. Wäre Putin jedoch eine Matrjoschka, was genau spränge als sein Innerstes zuletzt heraus? In seinem Fall müsste man eigentlich von einer Patrjoschka sprechen, sofern es das gäbe. Wer also könnte das sein?

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Frieden nach Corona

Gerade jetzt, wo bei mir eine Leidenschaft für alternative Theorien heranreift, stellt die Regierung die baldige Aufhebung lästiger Massnahmen in Aussicht. Damit wird der Streit im Volk verrauchen, doch die Frage, wie wir miteinander umgehen, stellt sich weiterhin. Auch überlege ich mir, wie ich mit dem schlimmstmöglichen Fall umginge, sofern dieser denn einträte, wie er alternativ zu Corona verlautet wird. In beiden Fällen hängt der Friede davon ab, ob wir Natur und Mensch getrennt sehen oder als Einheit. Weiterlesen

Erneut das Gedenken an Ausschwitz

Letzte Woche gedachte man der Befreiung von Ausschwitz zum 77sten Mal. Die Leugnung des Holocaust sprich der Shoa spielt auch eine Rolle in alternativen Corona-Theorien, die ein Weltjudentum am Werk sehen. Leugnen lässt sich dieses Ereignis sehr wohl, wie alles, was Tatsache ist. Zu seiner Belegung ist keine einzige Opferaussage nötig, so leid es mir tut. Die Täter selbst sorgen dafür.
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Das Undenkbare ist keine fixe Grösse

Ein Corona-Friedensvertrag hat  eine moralische Bedeutung. Also gibt es keinen Gerichtsstand und daher keine Möglichkeit, den Vertragspartner einzuklagen. Wer von den Willenserklärungen abweicht, aus denen der Vertrag besteht, hat einfach moralisch verloren. Weiterlesen

Oeconomia

Selten bis gar nie kommt es vor, dass eine Dokumentation mein Denken auf den Kopf stellt. Oder auf die Füsse, je nach dem. Weiterlesen

Baustelle im Kopf

Vor Jahren traf ich einen Berufsschüler im Zug. Seinen Rucksack hatte er derart mit losen Arbeitsblättern vollgestopft, dass der Sack tiefer war als breit. Ein gepresster Block, bestehend aus Schulmaterial. Ohne Reiter oder Mäppchen dazwischen, die Orientierung geboten hätten. Über diesen jugendlichen Eigensinn sehe ich Leute den Kopf schütteln. Und ich sehe mich, wie ich diese Kritiker kopfschüttelnd mit Unverständnis bedenke. Sie könnten es besser wissen.
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Erste Anmerkungen zum Massenmenschen

Wer hat Angst vor dem Massenmenschen? Ich nicht. Weiterlesen

Politische Korrektheit

Die Liberalisierung bedroht die Demokratie. Das Klima drückt. Der Mittelstand verpufft. Im fernen Osteuropa droht ein Krieg. In Brüssel schleifen sie weiter an der Sprache herum. Die politische Korrektheit ist keineswegs über jeden Zweifel erhaben. Unter anderem hat sie den gegenwärtigen Populismus mitverschuldet. So läufts in der Geschichte: Wichtige Anliegen werden derart übertrieben, dass eine nächste Generation damit aufräumt.
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Neues Menschenbild. Mit Gerhard Roth und ohne

Der Neurobiologe Gerhard Roth schlägt ein neues Menschenbild vor. Menschenbilder leben von der Spannung zwischen Freiraum und Bestimmung. Die Einflüsse, denen wir unterliegen, sind nach neurobiologischen Befunden beträchtlich. Niemand erfindet sich aufs Geratewohl neu. Was Freiheit noch sein kann, das wäre also neu zu finden.
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Wir Menschen im kosmischen Vergleich

Im Vergleich zum Weltall sind wir Menschen verschwindend klein. Und also unbedeutend. Dieses Urteil ist sehr beliebt. Wer vor Gericht so plädierte, würde wegen Befangenheit abgewiesen. Im Übrigen ist das Urteil argumentativ unbrauchbar. Man kann den Grössenvergleich zwischen Menschheit und Weltall leicht bestätigen, man muss nur Zahlen sprechen lassen. Genau so leicht jedoch lässt sich die Schlussfolgerung `klein also unbedeutend` bestreiten.

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Anmerkung zur Sozialkompetenz

Die Listen der Merkmale für Sozialkompetenz sind unvollständig. Zwei wesentliche fehlen.
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Wenn Türken türken

Schüler aller Herkunft verkriechen sich kleinlaut, wenn man sie beim Spicken ertappt. Auch Schweizer, wohlgemerkt. Ein junger Türke jedoch, der sich sogar frühzeitig Zugang zu Unterlagen verschaffte, legte nach Entlarvung seiner Untat einen bissigen Stolz zutage. Ein freundlicher Bursche verwandelte sich im Nu in einen osmanischen Krieger. Ich war begeistert ob diesem untypischen Verhalten. Wie vermutet gibt es Gründe dafür. Weiterlesen

Unter der Sonne Kaliforniens

Kalifornien bringt nicht nur Orangen und Hippies hervor. Unter seiner Sonne gedeihen auch Internetgiganten. Ihre Betreiber glauben an Technik, aber nicht an Gesetze, die für alle gelten. Daher dulden sie keine Regulierung, selbst wenn diese demokratisch zustande kommt. Sie wähnen sich abgekoppelt von aller Geschichte. Offenbar haben sie in dieser Sache zu viel Sonne erwischt. Weiterlesen

Wenn das Handy langsamer wird

Wie ein schnaubender Hornochse tappe ich auf dem Bildschirm herum. Dadurch wird das Handy noch langsamer, schliesslich muss es gleich mehrfach durchrechnen, was ich so sehr von ihm begehre. Eine Umgewöhnung auf mehr Langsamkeit steht ausser Frage. Dabei würde sie mich für die Zukunft fit machen. Und zwar nicht nur für meine persönliche Zukunft.
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Von Bienen, Neuronen und dem Weltgeschehen

Brad Pitt wurde daraufhin befragt, wie er die Absage einer Rolle verkraftet habe, die sich später als Kassenschlager erwies. Der Schauspieler stellt ohne Reue und Hader klar, er glaube eben daran, wie die Dinge sich entwickeln. Das Interview findet sich irgendwo auf Movie-Pilot. Brad Pitts Einstellung ist ganz auf mich zugeschnitten, auch wenn ich anerkennen muss, dass sie buddhistisch sein soll. Zum Nachdenken regt sie alleweil an. Denn die persönliche Freiheit scheint von Grund auf in Frage gestellt, wenn man einfach hinnimmt, wie sich die Dinge entwickeln. Das sieht auf den zweiten Blick jedoch anders aus. Weiterlesen

Tapfer sein im 21. Jahrhundert

Sei tapfer! Das klingt heute eher altmodisch. Ein Harnleiterstein quälte mich vom Arbeitsplatz bis zur Notaufnahme. Keine ganze Stunde zwar, aber immerhin. Ein Freund fragte mich, wie es mir gelungen sei, tapfer zu sein. Zunächst fiel mir keine Antwort ein. Später gleich mehrere.

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Umgang mit Unendlichkeit

Wir möchten ewig leben. Dabei kriegen wir Unendlichkeit kaum zu begreifen. Wie so oft stehen uns dabei Gewohnheiten im Weg. Weiterlesen

Marketing und Mythen

Es gehört zu den Aufgaben der Aufklärung, dass sie Mythen bekämpft. Das heutige Marketing richtet neue Mythen ein. Eine dieser Mythen heisst künstliche Intelligenz. Weiterlesen

Die Mär von der Überlegenheit des Computers

Computer sind uns an Präzision, Rechenleistung, Durchhaltevermögen und vor allem an Bedürfnislosigkeit weit überlegen. In der Kalifornischen Ideologie [Kp C], die bei berüchtigten Internet-Giganten den Tarif durchgibt, ist vorgesehen, dass Computer uns früher oder später ersetzen werden. Die Neurobiologie belegt den blanken Irrtum dieser Prognose.

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Elterngespräch anno 1992

Die heutigen Elterngespräche sind zur Formsache geworden. Es herrscht Höflichkeit, damit alle Beteiligten überleben. Bloss keine Fehler begehen. Ist die Situation unproblematisch, liegt sogar ein Witz drin. Diese Verkrampfung lässt sich gesamtgesellschaftlich beobachten. Vor Jahren war das anders: Anno 1992 endete eines dieser Gespräche damit, dass sich die Eltern gegenseitig ein Vampirgebiss in den Mund schoben. Weiterlesen

Rote Linien

 

Wer in der Politik rote Linien zieht, sorgt sich um Werte, die ihm am Herzen liegen. Die Person fühlt sich in die Pflicht genommen. Eine sich schleichend anbahnende Übermacht gehört ausgeglichen, zurückgestutzt. Kein Wenn und Aber mehr. Zwar markiert diese Person so nach wie vor Gesprächsbereitschaft, sie beweist also Toleranz, allerdings unter eben dieser Bedingung. Genau genommen schürt sie Krieg. Weiterlesen

Panik ums Ich

Offensichtlich lässt sich eine beliebige Persönlichkeit anhand ihrer Netzdaten erfassen, sogar was ihre unbewussten Eigenarten betrifft. Eine Probandin, für die ein Doppelgänger mittels Datenanalyse gefunden wurde, kam zum Schluss, es sei krass, wie durchsichtig wir sind. Das macht Angst. Wie immer, so auch hier, lassen sich jedoch Zusammenhänge des Lebens anführen, die dieses Problem entschärfen. Weiterlesen

Zur Debatte um den Geist

 

Dass der Geist unabhängig vom Körper besteht, am besten über den Tod hinaus, halten viele für reines Wunschdenken. Andere setzen ihre ganze Hoffnung darauf. Ein unabhängiger Geist, den es schon immer gab und immer geben wird, finde auch ich eher unbehaglich. Wir sollten auch mit Anstand und Würde verlöschen können. Es gab mich ja Millionen von Jahren nicht, und das war auch nie ein Problem gewesen. Dennoch gibt es Argumente, die für diese Unabhängigkeit sprechen. Weiterlesen

Nietzsche überwinden

Endlich habe ich eine Wallfahrt nach Sils-Maria ins Nietzsche-Haus unternommen. Wie ein Verrückter las ich dieser Tage im «Zarathustra». Dabei stellte ich betroffen fest, dass ich kein Nietzscheaner mehr bin.
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Ein Quell aller Heilung

Wenn man die Einheit von Natur und Mensch für Tatsache nimmt, gefällt das bei Weitem nicht allen. Viele sind besorgt, diese Annahme entlasse uns aus jeder Verantwortung. Das kann man anders sehen. Auch wenn es Gründe gegen diese Einheitsüberzeugung gibt, überwiegen ihre Vorteile aus meiner Sicht. Weiterlesen

Ein Irrglaube

Gewisse Dinge lassen sich einfach nicht aus der Welt schaffen. Völkermorde zum Beispiel. Nahezu jedes Volk hat ein anderes auf dem Gewissen. Darauf weiss niemand eine Entschuldigung. Gleichwohl bin ich daran interessiert, dass ich dieses Übel zu verstehen bekomme. Am Besten aus der Einheit des Lebens heraus. Denn Verstehen und Entschuldigen sind zweierlei.
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Der grosse Schlaf

Sportler brechen Rekorde. Warum gerade jetzt? Der angebliche Grund: Sie sind ausgeruht. Wegen Corona. Einmal mehr bietet uns diese Krise ein Lehrstück erster Güte. Weiterlesen

Ein Trieb zur Eigenart

 

Nach den Millenials tritt nun die Generation Z auf den Plan. Damit löst beruflicher Ehrgeiz die Sorge um Freizeit und politische Korrektheit ab. Das sind beachtliche Unterschiede, aber ich halte sie für zufällig. Im Übrigen: Was soll nach Z kommen?

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Der so genannte Westen. Eine Bestandesaufnahme

Ai Weiwei hat Chinas Staatsapparat am eigenen Leib zu spüren bekommen. Der Künstler sollte vom Westen begeistert sein. Das ist aber nicht der Fall. Im Gegenteil kritisiert er uns scharf. Weiterlesen

Das Luder Wissenschaft

Die Wissenschaft geniesst nach wie vor hohes Ansehen. Dabei ist ihr Betrieb verludert. Das sage nicht ich, sondern der Physiker Eduard Käser in der NZZ vom vergangenen Wochenende, wenn auch in anderen Worten. Weiterlesen

In Verteidigung Red Bull

 

Es kommt vor, dass gewisse Dinge, die uns zusetzen, einfach nicht aus dieser Welt zu schaffen sind. Zum Beispiel Red Bull, das als Unternehmen unbeliebt ist. Bei allem Verständnis für unseren Ärger wäre dieser Wunsch, nämlich dass etwas verschwindet, in seiner Art eigentlich faschistisch: Am besten so lange draufhauen, bis es zu Nichts verpufft. Wenn man diesen verfemten Sachverhalt jedoch aus der Einheit des Lebens begreift, klärt sich manches an ihm, das unsere Ansicht verändern könnte. Hier eine erste  Fingerübung. Eben am Beispiel Red Bull:

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Religion und Wissenschaft als Einheit

Zwischen Religion und Wissenschaft besteht eine Kluft, die nicht sein muss, wenn man beides als Gangarten des Lebens erachtet. Weiterlesen

Der letzte Kick. Schweizer Fussball

Die Schweizer Fussballer schaffen es kaum über einen Achtelfinal hinaus. Ich meine, aus dem gleichen Grund, der auch dazu führt, dass wir die Nationalhymne nur verhalten anstimmen, im Gegensatz etwa zu den Italienern vorgestern in Rom. Dieses scheue Selbstbewusstsein macht historisch Sinn. Auch heute. Weiterlesen

Ai Weiwei und China

Kunst hat politisch zu sein. Dieses Dogma gilt unumstösslich seit dem 1. Weltkrieg. Ai Weiwei kritisiert China mit seiner Kunst. Dem habe ich nur schon deshalb mit Achtung zu begegnen, da ich auf keinen Fall ohne Grundrechte leben könnte. Dennoch bemühe ich mich um ein Verständnis dieses Volksgiganten. Hierarchien, die von oben nach unten befehlen, halten wir für überholt. Dennoch tauchen sie immer wieder auf. Wie stellen wir uns dazu? Weiterlesen

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