Die Verwissenschaftlichung des Lehrberufs ist in Schweizer Kantonen mehr oder weniger demokratisch abgesegnet. Zurzeit lernt man an Hochschulen Strukturen legen, in denen sich Lernende eigenständig bewegen. So geschieht Bildung von allein in ihnen und an ihnen und durch sie selbst. Der Einfluss der Lehrkraft bleibt beschränkt. Das wäre der systemisch-konstruktivistische Ansatz.

Das hat verschiedene Gründe. So ist die Selbstherrlichkeit früherer Lehrkräfte besonders bei der Generation vertraut, die gegenwärtig die Dozenten stellt. Als ich Dorfschullehrer war, wurde von einem meiner Vorgänger erzählt, er habe nach dem Unterricht die Gastwirtschaften der Reihe nach aufgesucht und am Ofen stehend seinen Apfelwein genossen. Auch wäre seine Hand gerne den Mädchen unter die Röcke gegangen, hiess es, die hätten das aber durchaus verkraftet, so die damalige Meinung.

Selbstorganisation statt Paternalismus, so könnte der Grundsatz des systemisch-konstruktivistischen Ansatzes lauten. Der Begriff der Selbstorganisation stammt aus der Biologie. Das macht ihn wissenschaftlich stark. Kritiker sehen aber keine Möglichkeit, wie man die Vorsilbe ‚selbst‘ von einer empirischen Situation ableiten kann. Sie halten sie daher für einen politischen Zusatz.

Die Neurobiologie kommt derzeit zu gegensätzlichen Befunden. Es geht um Persönlichkeit, Beziehung, um Vertrauen unter Menschen. Dieser Humanismus wird so mit wissenschaftlichen Vorzeichen neu aufgelegt. Keine Frage, dass auch hier Deutungen im Spiel sind.

Also: Welche Wissenschaft, bitte schön, darf es denn sein? Wer entscheidet das?