Es heisst, wir seien eine Wissensgesellschaft. Demnach richten wir uns nach Befunden der Wissenschaft. In der Technik kommt neues Wissen umgehend zur Anwendung, so auch in der Medizin.

Aber selbst bei harter Naturwissenschaft, die messbare Befunde aus Experimenten erbringt, stehen der Umsetzung von neuem Wissen Vorbehalte im Weg. Zum Beispiel ist bekannt geworden, dass Jugendliche ihrer Gehirnreife wegen erst im Verlauf des Tages rege werden. Trotzdem kanalisieren wir sie zur Unzeit in die Bildungsstätten. Wenn man sie frühmorgens schlaftrunken und zerknittert antrifft, wiegt man sich in der naiven Gewissheit, die Dinge gingen ihren sicheren Gang wie seit jeher.

Zudem erwarten wir von Jugendlichen, dass sie die Umwelt vernetzt erkennen und deshalb verantwortungsbewusst und nachhaltig vorgehen, wie es in den meisten Leitbildern im beinah gleichen Wortlaut nachzulesen ist. Lehrkräfte und Eltern schütteln den Kopf und beklagen, manche Jugendliche wollten es einfach nicht kapieren.

Gemäss Hirnforschung jedoch sind die Anlagen für vernetztes Denken oder moralisches und nachhaltiges Vorgehen erst nach Volljährigkeit einigermassen ausgebildet. Wer es früher erwartet und darüber klagt wie ein gebremster Held der Weltverbesserung, ist halt ein Ignorant des Wissens.