Lehrerfortbildung sollte wissenschaftlich sein. In manchen Kantonen hat man sogar darüber abgestimmt. Wissenschaftlich bedeutet unter anderem, dass man dahin kommt, die gleiche Sachlage einheitlich zu deuten. Oder dass man die Möglichkeit unterschiedlicher Deutung zumindest erwägt und nicht einfach so hinnimmt oder sogar übersieht. Doch weit gefehlt.
Am Ende eines Kurses nach Vorschrift stellten Lehrkräfte einander ihre Produkte vor. Marktplatz hiess der Anlass. Die Bezeichnung sollte wohl Leichtigkeit schaffen. Diese reichte allerdings nicht sehr weit, denn wie heute üblich hatten auf Geheiss der Kursleitung die Ergebnisse von allen auch sogleich beurteilt zu werden. Punktevergabe wie immer, diesmal sogar von Hand geklebt.
Auf den Beurteilungsbögen füllte sich mit der Zeit die Spalte für die beste Beurteilung mit neonleuchtenden Punkten, während die anderen Spalten, die für Mittelmässigkeit und Dürftigkeit standen, ausnahmslos leer blieben.
Für mich war die Sachlage peinlich. Eine Blösse hatte sich aufgetan. Lehrpersonen treten sich nicht auf den Schlips, das tun andere schon zur Genüge, Behörden, Schulleitungen, mittlerweile ganze Elternschaften. Niemand wünscht eine mühselige Debatte, warum eine Arbeit nur mittelmässig eingestuft wurde. Denn alle wissen, dass niemand freiwillig anwesend ist und möglichst zu seiner Arbeit im Schulzimmer zurückkehren will, von der wir uns von solchen Veranstaltungen in erster Linie abgehalten fühlen.
Die Kursleitung stellte zwar dieses frappante Ungleichgewicht fest, doch liessen sie jedes Stirnrunzeln und Hinterkopfkratzen vermissen. Sie verstanden die Sachlage völlig anders, als ich es erwartete.
Für sie hatten wir die hohe Qualität unserer Arbeiten in gegenseitigem Respekt erkannt und gewürdigt. Sie nahmen die einseitig geklebten Punkte sogar als Beweis für unser Sachverständnis und unsere Wertschätzung.
Ich war schockiert. Die geklebten Punkte hätte ich genauso gut als Beleg für meine These hochhalten können. Tatsächlich beweisen sie gar nichts. Beweiskraft bekämen sie erst dann, wenn die Beteiligten offenlegten, warum sie die Punkte so geklebt haben und nicht anders.
Aber dazu müsste man erst einen geschützten Rahmen schaffen.
Den bietet Lehrerfortbildung aber nicht.
Schon gar nicht mit Kursen, die vorgeschrieben, sprich unter Umständen lohnwirksam sind.
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