Kürzlich wurde ein Schweizer wegen aggressiven Verhaltens in Japan für ein paar Tage eingesperrt. Gewiss eine persönliche Geschichte. Ein anderer Schweizer, der Kickboxer Andy Hug, wird in jenem Land verehrt.

Die Frage, wie ein Schweizer, ein Aargauer, in Japan zu solchen Ehren kommt, könnte von Interesse sein. Bis jetzt habe ich seinen sportlichen Erfolg als Antwort verbucht. Aber das stimmt nur zum Teil.

Man kann sich Andy Hug zum Vorbild nehmen, ohne dass man auch nur eine einzige Stunde Kickboxen hinter sich bringt. Meiner Ansicht nach liegt der wesentliche Grund ausserhalb des Ringes. Andy Hug trat an im Wissen, dass er japanisches Hoheitsgebiet verletzte. So wurde seine Leistung zugunsten japanischer Gegner unfair abgewertet. Andy Hug jedoch übersah die Ungerechtigkeit, obwohl sie offenkundig war, statt dass er hitzig und zu Recht die Faust auch gegen die Jury gereckt hätte. Aus Respekt verhielt er sich so, denn er war sich darüber im Klaren, dass man es auch in Japan wohl schlecht verträgt, wenn Fremde in die eigene Tradition einschleichen und sich besser schlagen als Einheimische.

Genauso würden es Schweizer empfinden. Wer würde einen Kongolesen ertragen, der alle Schwinger auf den Rücken wirft?

Das macht Japanern Eindruck. Sie scheuen Aggression mehr als andere. Und so hat der Kickboxer Andy Hug ihre Ideale in einem Streich erfüllt, indem er aus Respekt auf Gerechtigkeit verzichtete.