Die Vorschläge, wie man richtig erzieht, verändern sich seit Jahrhunderten. Vielleicht findet sich ein Ansatz, der diese Moden erledigt. Ein überhebliches Ansinnen, zugegeben, aber ein Versuch ist es allemal wert.

Ziel jeder Erziehung liegt darin, dass die Kinder irgendwann sich der Notwendigkeiten des Lebens annehmen wie Erwachsene es tun: Versorgung, Gesundheit, Bildung, Wirtschaft, Sicherheit. Man kann sie dahin peitschen oder eine Zuckerspur legen. In beiden Fällen handelt es sich um Erziehung aus Notdurft.

Klüger wäre die Frage, wie man es schafft, dass Heranwachsende die Notwendigkeiten des Lebens zu ihrer persönlichen Sache machen. Mit dieser Frage stelle ich den Anspruch, die Belange von Erziehung auf den Punkt zu bringen. Erziehung läuft über die Person, nicht über den Kopf, wie viele hartnäckig meinen, auch nicht über Lust oder Unlust.

Und für Erzieher gilt die Frage, wie sie sich selbst diese Notwendigkeiten aneignen.

Zum Beispiel die Notwendigkeit der Erziehung.

Kant sieht den freien Willen gewährleistet, wenn wir so handeln, dass das Leben aller gefördert wird. Daher muss man erst einsehen, was notwendig für alle ist. Das hat mit Freiheit nur so viel zu tun, als wir Entmündigung durch eine Behörde mit Zentralgewalt vermeiden, indem wir die Dinge selbst in die Hand nehmen. Tun wir es nicht, sieht sich früher oder später jemand genötigt, eine solche Behörde einzurichten und mit allen Mitteln durchzusetzen.

Die Frage, wie sich Heranwachsende Notwendigkeiten für alle aneignen, ist also hoch brisant. Denn es geht um die Freiheit aller.

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja gibt eine Antwort, die für Erziehung und Bildung jeden Alters ernst zu nehmen ist, ebenso für Erwachsene, von denen man Umdenken und  Verhaltensänderung erwartet. Nämlich:

«Ich bin willig und fähig zu lernen, wenn man sich auf mich einlässt.»