Ob ich schon Ideen für die V-und-V-Sonderwoche ausgearbeitet hätte, werde ich von der Schulleitung gefragt. Wie immer professionell früh sollte die Sache auf dem Tisch liegen. Vorhaben mit kurzfristiger Eingabe gelten als überstürzt, sie mögen nachträglich noch so überzeugen.
Qualität bemisst sich unter anderem an der frühzeitigen Sichtung von Projekten, die dann auch durchdacht sind. Dafür sorgt allein schon das entsprechende Formular, es nötigt dich zu allem, was man für nötig hält.
Nun habe ich diesen Termin übersehen. Das wirft ein trübes Licht auf meine Arbeit, noch bevor irgendetwas davon getan ist. Auch fällt mir dummerweise nicht ein, was V-und-V heisst. Streng genommen habe ich es nie gewusst. Die Abkürzung sehe ich im Kalender stehen, aber ein gewisser Überdruss hinderte mich damals am lebhaften Interesse an ihrer Bedeutung. Es gibt ja Abkürzungen zuhauf, die sprichwörtlich Lärm um nichts machen.
Ich sehe schon die Erhebung vor mir: Die Lehrkraft weiss, was V-und-V heisst. Ja oder nein? Bitte ankreuzen. Jedoch ist wissen zu implizit, es beschreibt mein Verhalten zu ungenau, wenn ich diese Unterkompetenz unter Beweis stelle. Es müsste heissen, die Lehrkraft erklärt die Bedeutung oder legt sie dar.
Diese Peinlichkeit muss ich überleben. Stattdessen bekomme die Eckdaten freihaus geliefert, sprich als unverdienter Extradienst, immerhin wurde die Information unlängst an alle verschickt: Zwei Lektionen am Montag Nachmittag, so werde ich zwischen Tür und Angel gebrieft, stünden für mich noch zur Verfügung. Für mein Fach hätte ich sieben Punkte zu vergeben, ich könne sie, je nach Leistungszielen bezüglich Kommunikation allgemein und Kommunikation am Arbeitsplatz im Besonderen, selber aufteilen. Die Gewichtung erfolge nach Profilen, also dreifach für reguläre E-Absolventen und eineinhalbfach für das C-Profil, denen müsste ich übrigens noch einen Zusatzauftrag anweisen, wofür die eine Randstunde am Freitag kurz vor Wochenende angebracht wäre. Im Übrigen sei eine Präsentation vorgesehen, dafür hätte ich bestimmt die nötigen Kriterien zur Hand. Das Ganze münde dann in eine gesonderte Zeugnisnote.
Inhalte?
Frage ich. Nein, denke ich nur, denn die Schulleitung ist schon entschwunden. Und mit Schiller wäre zu sagen, ich wüsste die Person sehr wohl von ihrem Amt zu unterscheiden.
Wozu auch Inhalte? Die Form allein garantiert Messbarkeit für einen lauteren Wettbewerb. Inhalte sind so eine platonisch-romantische Erblast aus längst überwundenen Zeiten.
Aber was zum Henker bedeutet V-und-V?
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