‘Wurmfortsatz der asiatischen Landmasse’ wurde Europa kürzlich genannt. ‘Nervös’ wäre zu ergänzen, zumindest, was die Mitte und teils den Norden angeht. Ein in sich zerrissenes Gemeinwesen, das wie an den Rand gedrängt sich auftürmt.
Hochgerüstet bunkert und strampelt es gegen Horden, die aus den Tiefen Asiens heranbranden: Hunnen, Mongolen, Ungarn, Osmanen, Russen und nochmals Russen.
Diese Völker befielen die Ebenen Mitteleuropas, wo Gebirge fehlen und wuchtige Ströme.
Aber Europas Mittelmeer hat mit dieser Angst wenig zu tun. Es ist afrikanischer als manchen lieb ist. Niemand sieht sich dort bemüssigt Türme zu bauen, abgesehen vom Petersdom vielleicht, der die Türken beeindrucken sollte.
Was hat England, das sich seit je von Sicherheit umspült weiss, mit dieser Nervosität zu tun? Was die Schweizer, die sich zur Not in Berge zurückziehen? Vielleicht hüten sie darin Schatullen von diesen an den Rand gedrängten Europäern.
Das Psychogramm ihrer Nervosität setzt sich fort: Europa hat die ganze Welt mit Entmündigung und Brutalität überzogen. Es scheint nur gerecht, wenn es taumelt auf dem Weg zu neuer ernst zu nehmender Grösse.
Seine Einheit mag schwierig sein. Die eigentliche Herausforderung läge doch vielmehr darin, dass es sich mit eben diesem Asien versöhnt.
Ganz besonders mit der Seele Russlands, die wie von weissem Linnen und fein bestickt im Morast liegt. Das habe ich bei Andrej Tarkowsky gelernt.
Europa. Asien. Was für ein Abenteuer!
Die Voraussetzungen zu einer Verschwisterung immerhin mit Fernost stehen gut. Denn landauf landab lassen sich in Gärten und Fenstern Buddhas erblicken.
Was mich in dem Vorhaben bestärkt, eine Karte ihres dichten Vorkommens anzulegen.
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