Der Mensch sei ein Irrläufer der Natur, seine Spezies eine Katastrophe. Seit einiger Zeit entfremde ich mich zunehmend von dieser Überzeugung. Zu debattieren gäbe es manches: Menschen töten Artgenossen, aber das kommt auch sonst in der Natur vor. Menschen bilden eine Grossverbraucherart. Auch dazu sind Vergleiche greifbar. Offenbar überschreiten wir ein gesundes Mass. Aber wer oder was legt dieses Mass fest? Ab wann wird unser Tun eindeutig als Übermass qaulifiziert?
Wir seien eine Katastrophe, weil wir den Planeten innerhalb kurzer Zeit verändert hätten, schreibt Wuketits. Rasche Veränderung der Umwelt jedoch ist keine zwingende Eigenschaft von Naturwidrigkeit.
Aber die Kluft zwischen Verstand und Gefühl belegt unsere fragwürdige Sonderstellung. Auch dass wir uns Befehlen unterwerfen, wie Arthur Koestler es darlegt, indem wir Strafen meiden und Belohnungen eintreiben, die uns unerkannt führen, macht uns zur problematischen Art unter Arten. Schlimmer als Aggression sei pflichtschuldige Hingabe.
So vermindern wir die Vielfalt an Lebensformen, die Evolution aber wirkt darauf hin.
Zwar sind diese Kritiker politisch ernst zu nehmen. Im Grunde jedoch ist es unerheblich, wie wir uns verhalten. Denn die Natur selbst hat für die Intelligenz gesorgt, die für dieses naturwidrige Verhalten nötig ist.
Also arbeitet die Natur schlecht, so eine naheliegende Folgerung. Daher heisst es bei Koestler, die Evolution sei bei der Entwicklung der menschlichen Gehirnmasse hemmungslos über ihr Ziel hinausgeschossen. Von einem Luxusorgan ist die Rede, von einer tumorartigen Wucherung. Eine schlecht arbeitende Natur gäbe aber sogar die Rechtfertigung dafür, dass man sich ihr gegenüber widrig verhält, sie korrigiert, ausbeutet, ausmerzt.
Aber das finde ich uninteressant. Eine weitaus grössere Herausforderung bietet meines Erachtens die Schlussfolgerung, dass unser Verhalten und unsere Art eben naturgemäss sind.
Bei allen Folgen, die diese Umdeutung mit sich bringt.
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