Peter V. war anstrengend im Umgang. Sein Denken fand keine Pause, er schloss irgendwelche Zusammenhänge kurz. Wie ein Stromer eben, was sein Beruf war, ohne dass er einem Zeit liess, nachzukommen.
Seine Aussage, die mich bestürzte: „Es ist niemand da, der meinen Film stoppt.“
Die Folgen liegen auf der Hand: Einsamkeit, keine Zärtlichkeit, der Wohnbereich zugemüllt, aus Protest.
Die erste Einweisung erfolgte freiwillig. Bipolare Störung. Die Liste der Chemikalien, die Peter V. zu schlucken hatte, war beängstigend umfangreich.
Die Person wird nicht gebrochen wie früher, sie wird verflüssigt.
Die Sorge, mit der man sich abzufinden hat, betrifft zunächst nicht die Heilung des Kranken, sondern unsere Sicherheit vor ihm.
Peter V. protestierte. In Kurzschlüssen, wie es seine Art war. Also gurteten sie ihn und liessen ihn allein.
Das war das Schlimmste, wie er mir versicherte, dass er gegurtet alleine blieb. Da fiel mir ein Psychiatriepfleger ein, der nach zwanzig Jahren seinen Posten als aufgegeben hat. Seit der Liberalisierung, die rote Zahlen auch für Pflegebetriebe zur Schande erklärt, könne er nicht einmal mehr mit den Patienten spazieren kann.
Infolge eingesparten Personals.
Dafür wurden ein paar Hundert Franken Bonus ausbezahlt. Auf seine Frage, was man auf Kaderstufe bekäme, hiess es, das brauche er nicht zu wissen.
Liberalisierung, Rationalisierung: Sie gurteten ihn und liessen ihn allein. Zur Strafe und aus Protest nahm sich Peter V. unter fachlicher Aufsicht das Leben.
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