Der Holocaust sei klar eine Lüge, meinte er in einem Ton, der keineswegs höhnisch klang, sondern eher pflichtbewusst. Mit Bedacht legte ich dar, wie man diesen Völkermord in den Protokollen und internen Erklärungen der Nazis mittels Ausschlussverfahren nachweisen könne. Aber dieses Argument fand kein Gehör.

Alles Verschwörung, betonte er. Man wolle die Deutschen niederhalten, weil sie ein starkes Volk seien. Als Germanen zögen sie ihre Säfte eben aus tiefen Wurzeln. Er lächelte wie gegenüber jemandem, der an diesem Erbe keinen Anteil hat. Das trifft auch zu. Meine Wurzeln schlagen eher Richtung Mittelmeer. Etwas Normandie ist dabei. In meinem Stammbaum tauchen Juden auf, sogar ein Araber hat sich darin versteckt.

Ich fragte mich, was an den Germanen noch gefährlich wäre, wenn der Holocaust erlogen sein soll. Streng genommen müsste mein Gesprächspartner sich damit brüsten, dass sie damals den Schneid gehabt hätten, das Nötige zu tun, eben als Zeichen ihrer besonderen Stärke. Dann klänge er wie Eichmann in Argentinien, wie Himmler vor versammelten Schutzstafflern. Aber das waren keine Germanen.

Sondern kleinbürgerliche Beamte.

Dieser Neofaschist stand für ein starkes Erbe, das jedoch die konsequente Bosheit ablehnt, die man ihr zuschreibt. Sein Körperschmuck erinnerte an Runen und keltische Rotationssymbole. Arische Reinheit strahlte er nur bedingt aus, dennoch verstand er sich als Teil dieser nordischen Kraft.

Ich sagte, der Holocaust brauche ihn gar nicht zu beunruhigen. Denn ich fände es völlig abwegig, wie man dieses Erbe mit den kleinbürgerlichen Beamten des Holocaust in Verbindung bringen könne.

Und sogleich schob er mir ein Bier zu, das üppig war.

Ein dänisches.