Wie leicht lässt sich das spiessige Kleinbürgertum verachten, womöglich allzu leicht. Bekannte aus Jordanien besuchten die Schweiz für einen medizinischen Eingriff. Die Person, die es betraf, wurde von ihrer Familie begleitet. Man glaubte sie mit Speisen am Krankenbett versorgen zu müssen. Es entstand Aufregung, weil der Arzt zur Bestätigung der Einweisung nicht sofort zurückrief. Man versicherte sie, die Schweizer arbeiteten pünktlich und zuverlässig, aber das beruhigte sie kaum.
Pünktlichkeit, Fleiss, Zuverlässigkeit. Mir wurde klar, wie vorteilhaft Spiessigkeit sein kann: Man entspannt sich leichter.
Ich weiss, das ist ein Hohn gegenüber Menschen, die sich erfolglos abmühen und krank werden. Es macht lediglich die Neigung zur Spiessigkeit verständlich und klärt darüber auf, weshalb man Güter rücksichtslos hortet.
Die Veden überliefern, der menschliche Geist wolle von Natur aus zur Ruhe kommen. Darin bestehe seine Glückseligkeit.
Wir wollen fallen.
In dichten Waldbeständen Nordindiens, auch in Erdöffnungen fanden sie zur Meditation als Praxis des Versinkens, des Fallens. An Orten also, die rundum Sicherheit garantierten. So gesehen erklärt sich Spiessigkeit als eine künstliche Höhle, die sogar im Übermass Sicherheit garantiert.
Eine Art Grab somit, denn bei zunehmendem Wohlstand nehmen die Verlustängste zu, seltsamerweise. Vielleicht muss man sagen: Natürlicherweise.
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