Nun ist es öffentlich: Auch Tiere nehmen Rauschgift. Das verlangt uns eine Entscheidung ab, wie wir überhaupt Drogen bewerten. Die Überzeugung jedenfalls, die weise Natur wisse sich zu beschränken, während Menschen zu haltlosem Missbrauch neigen, dürfte damit erledigt sein.

Delphine reichen sich Kugelfische zum Kauen, spielen scheinbar Ball damit. Das tödliche Gift, das der Fisch im Stress absondert, reicht offensichtlich für einen berauschten Zustand. Die Fische überleben diese missbräuchliche Prozedur. Viele Naturfreunde meinen, Tiere wollten halt einfach ein bisschen high sein. Diese Überzeugung liegt einerseits daran, dass wir die Mimik von Delphinen nicht zu lesen verstehen, sehr wahrscheinlich weil sie keine haben. Andererseits möchten Naturfreunde wohl eine harte Tatsache weichgespült wissen, die ihnen zusetzt, wenn sie Mohrenmakis erleben, die hochgiftige Tausendfüssler ablecken. Wie eine BBC-Dokumentation [Folge 4] zutage fördert, möchten diese Lemurenaffen keineswegs einfach etwas high sein. Vielmehr suchen sie gezielt den Vollrausch auf höchstmöglicher Ebene. Durch Einreiben und Herumbeissen geraten die Tiere in eine Verzückung, die von Kennern unzweideutig als jenseitig erkannt wird: Die Augen ermüden, die Tiere bewegen sich spastisch, sie speicheln triefend ab. Willentlich schrauben sie sich auf dieses Level hoch. Erst dann lassen sie den Tausendfüssler zu Boden fallen, wo er sich verkriecht.

Unter Naturfreunden heisst es, die Tiere wüssten immerhin, wann genug sei. Die Antwort ist ebenso klar wie bei uns Menschen: Genug ist es dann, wenn nichts mehr geht. Welcher Nutzen könnte diese Leidenschaft in der Natur haben?  Man müsste Biologen dazu befragen. Unter Menschen gibt der Schamanismus auf diese Frage Antwort. Trance spielt auch eine nützliche Rolle in Gesellschaften ohne Wohlstand und komplizierter Technologie. Wer weit entfernt Wasser besorgt, oder zu einer Hetzjagd aufbricht, gewinnt viel Kraft aus diesem Bewusstseinszustand.

Berauscht zieht der Verstand nicht andauernd Vergleiche zu bestmöglichen Verhältnissen, die im Moment einfach nicht gegeben sind. Dieser Vergleich ermöglicht zwar Vieles, aber er schafft auch Probleme, verhindert manches.

In Trance verschmilzt du mit der Gegenwart, wie sie ist.

Genau dies könnte auch in unserer Zeit nützlich sein: Die Tyrannei des Besseren, des Perfekten über eine scheinbar entwicklungsbedürftige Gegenwart verstummt wohltuend.

Und das wirkt auch sozial verträglich.