Die neue «Mitte»-Partei soll kein griffiges Profil mehr haben. Für mich hingegen bietet sie erst nach dieser Umbenennung ein handfestes Bekenntnis.

Wie steht es denn um die Tauglichkeit politischer Extreme? Heute ist in der NZZ nachzulesen, dass in den Augen der amerikanischen Republikaner Armut selbstverschuldet ist. Da blinkt das Siedlertum durch, wo alle völlig auf sich gestellt überlebten. Jede Umverteilung, sofern sie befohlen wird und nicht aus freien Stücken erfolgt, stärkt die Ungeschickten. Dadurch wird das gesamte Gemeinwesen geschwächt. Hier wiederum blinkt ein sorgfältig denkender Darwin durch, allerdings in bäurischer Auslegung. Ultraliberalisten lehnen jede Form der Unterstützung schon im Ansatz als Kommunismus ab. Daher halten sie noch immer am grossen Kind Trump fest.

Wenn Armut freiwillig sein soll, wie Ultrarechte überspitzt betonen, dann sollten sie genau prüfen, welchen Zufällen sie es verdanken, und vor allem welchen Zuwendungen anderer, dass sie in einer harten Gesellschaft Tritt fassten. Sollten sie Cäsar als Vorbild nehmen, der wie alles Römische den republikanischen Sinn umschmeichelt, dann meinen sie jemanden, der nicht einmal ohne Beistand zur Welt gekommen wäre.

Was eigentlich für jeden Menschen gilt.

Die Mitte mag als politisches Profil schwer fassbar sein. Was aber leisten die Extreme wirklich, ausser dass sie leicht verständlich sind? Weder die Rechte noch die Linke konnte bisher unter Beweis stellen, dass sie eine Gesellschaft nachhaltig verbessern, wenn sie sie ungebremst nach ihren handlichen Grundsätzen umgestalten. Im Gegenteil. Beides führt zu Leid, zu Spannungen, zu Krieg.

Die politischen Extreme taugen nur als Kräfte in einer schwierigen Balance, die sich immer neu ins Gleichgewicht bringt.

In der Schweiz zumindest läuft alles auf die Mitte hinaus, mit leichter Abweichung mal nach rechts, mal nach links. Etwas Besseres, Natürlicheres kann ich mir nicht vorstellen. Da verwundert es nicht, wenn einige schon von Anfang an in der Mitte politisieren. Die Weltgeschichte kennt sozialistische wie ultraliberale Katastrophen. Beide Kräfte werden immer wieder in die Mitte zurückgeholt. Oder sie kippen kopfüber in ihr Gegenteil wie es sich für Extreme gehört. Ihre Konzepte mögen noch so aufgehen auf dem Reissbrett ihrer Entstehung, sie mögen noch so blenden vor Schlüssigkeit.

Langfristig taugen sie zu nichts.

Rechnet man diese leidvollen Umwälzungen im Rückblick zusammen, ergibt sich eine Politik, die ihren Schwerpunkt genau in der Mitte hat.

Deshalb ist die Mitte ein Bekenntnis.