Am Zürichsee, Mitte Sommer: Die Gelegenheit ergab sich, dass ich nach einem eher lustlosen Rundgang durch das Le Corbusier-Haus auch noch den Chinesischen Garten besuchte, der daneben lag. Es sollte ein bezaubernder Moment werden. Aus Zufall.

Der Umstand, dass für den Chinesischen Garten Eintritt zu entrichten war, hielt mich zunächst von einem Besuch ab. Der Reiz überwog schliesslich, dass ich erkunde, was die hohen Mauern verbargen. Das Passieren von Kasse und Drehkreuz nahm ich spielerisch als Stufen einer Art Einweihung, wie ich es mir jeweils vorstelle, wenn ich abfliege: Gepäckaufgabe, Zoll, schliesslich das Gate zum Abflug, der diesen Weg vollendet. Diese Vorstellung passte jedoch bestens, denn der Ort wurde als Tempelgarten ausgewiesen.

In dieser kindlichen Aufregung trat ich ins helle Innere des Gartens. Überraschend fand ich mich in einem Schneetreiben wieder, das den gesamten Garten ausfüllte. Flocken eines blühenden Gewächses wirbelten umher. Ausserhalb der Mauern war davon nichts zu sehen gewesen.

Niemand hier wusste Bescheid über diese Pflanze. Pappeln schicken im Mai ihren Samenschaum übers Land. Nun aber war Sommer.

Völlig bezaubert fand ich mich mitten in einem Samenflug wieder, umgeben von einer fernöstlichen Szenerie, die mir das Gefühl gab, ich erlebte hier tatsächlich Höhepunkt und Vollendung einer Art Einweihung.