Das stillgelegte Flughafengelände bringt Berlin auf den Punkt: Es gibt Platz für alle. Man holt weit aus. Nach Belieben. Ohne dass ich diese Vielfalt geringschätzen möchte, geht die Tempelhofer Freiheit für mich weit darüber hinaus.

Drachen steigen. Strassensurfer rollen in der Ferne quer über die Bahnen. Bänder zur Abschrankung flattern leicht in den Brisen, die vorbeiwehen. Der Himmel hängt hier tiefer als anderswo. Ich stehe, blicke empor, ohne den Kopf sonderlich in den Nacken zu werfen. Die Sonne verbirgt sich sanft hinter Quellwolken.

Da kippt das Bild. Eine Vorstellung drängt sich mir auf, ohne dass ich sie beabsichtigt hätte, nämlich dass der Himmel eine Glaskuppel bildet, die sich hoch über uns wölbt. Ich meine, eine schützende Atmosphäre zu empfinden, wie sie ja tatsächlich rund um die Erde besteht. Bilder von Tempelhof, aus der Vogelschau aufgenommen, kommen mir in den Sinn. Sie unterstützen diese Vorstellung, denn sie zeigen den Ort als Plattform wie zum Start ins All. Manche fürchten diesen Blick, sie fühlen sich dabei unbehaglich. Mir schenkt er wahre Freiheit.

Meine Tempelhofer Freiheit.

Die Sonne scheint herein wie eine Lampe, die aus sich heraus die kosmische Finsternis um uns erhellt. Ohne Zufuhr von Rohstoff verbraucht sie sich selbst dabei.

Die Leute, die hier zu Fuss, per Rad oder als Skater auf den weiten Landebahnen ausschwärmen, erscheinen mir so wie Planetarier, die geborgen und klug angepasst in dieser Sphäre ihr Leben führen.

Und genau solche Planetarier sind wir ja auch.

Ekstatische Zustände wie dieser, in denen wir ausser uns gelangen, verhelfen zu einer Begeisterung an dem, was ist.

Und daran, wie es ist.