Es wäre an Ironie kaum zu überbieten, wenn Trumps Präsidentschaft einen Linksrutsch zur Folge hätte. Sozialismus in den USA? Wohl kaum. Das wäre dann eine Art Ordoliberalismus, sprich soziale Marktwirtschaft. Also ein Rutsch in die Mitte aus westeuropäischer Sicht. Aber für manche Amerikaner bedeutet nur schon die Zentralbank leibhaftigen Sozialismus. Sie wünschen sich Gold als Zahlungsmittel zurück.
Sollte es tatsächlich zu dieser Rutschpartie kommen, wie es die veränderte Zustimmung zu Bernie Sanders andeutet, würde man nachträglich zum Schluss kommen, sie sei absehbar gewesen. Trump selbst hat sich ins Zeug gelegt, die Errungenschaften seines Vorgängers zu schleifen. Aus libertinärer Sicht waren sie eben schlicht sozialistisch.
Vor solchem Hin und Her hat Macchiavelli gewarnt. Das Vertrauen derjenigen, die man zu führen beansprucht, wird dabei derart überfordert, dass sie nach einer harten Hand rufen. Eine Diktatur beginnt nicht mit dem Machthunger Einzelner, die sich trickreich durchsetzen. Sie beginnt bei Überdruss und Erschöpfung an solch politischem Wechselspiel. Mal so, dann anders, dann wieder so.
Die Päpste hüten sich seit Jahrhunderten, Spuren ihrer Vorgänger zu tilgen, wie auch immer sie dazu stehen. Allerdings zu dem löblichen Zweck, dass auch ihre Einrichtungen über ihr Ableben hinaus Bestand haben werden. Ein politischer Kurswechsel bringt sich also selbst in Gefahr. Denn er zeigt vor, wie man politische Programme beseitigt. Dadurch gefährdet er überhaupt die Autorität von Politik.
Somit auch seine eigene.
Sobald jemand das Gaspedal durchdrückt, treten andere auf die Bremse. Selten sofort, eher nach Jahren, spätestens dann, wenn ein Generationenwechsel ansteht. Die Geschichte ist reich an Fällen dieser Art. Extremisten, ob sozialistisch oder libertinär, laufen Gefahr, dass ihr Programm ebenso gründlich abgeschafft wird, wie sie es durchgesetzt haben. Dafür liefert die Geschichte Beispiele zuhauf. Clausewitz ist auch der Politik anzuraten. Nach seiner Formel ist ein bestimmtes Vorgehen, in seinem Fall eine Kriegstaktik, dann widersinnig, wenn sie der eigenen Partei schadet. Dieser Grundsatz hat einen Kalten Krieg lang Gültigkeit gehabt.
Und er sei all jenen Extremisten ans Herz gelegt, die antreten, um die bestehenden Verhältnisse mit Stumpf und Stiel umzukehren. Sie mögen ihr Engagement für dringend erachten. Tatsächlich ist es widersinnig, unvernünftig, irrational.
Denn wer das Gaspedal durchdrückt, wird ausgebremst. Deshalb: Die politische Mitte ist ein Bekenntnis.
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