Ein kurzer Gedanke für all jene, die montags früh ihre wochenendliche Freiheit bitter vermissen. Wir alle sind eingespannt, dass wir unseren Beitrag leisten, damit die gesellschafliche Ordnung, die wir haben, passgenau und pünktlich abläuft. Denn sie garantiert Versorgung in vielerlei Hinsicht: Nahrung, Information, Bildung, Unterhaltung. Und Anderes wie etwa das Internet. Und mit ihm die Elektrizität, nicht zu vergessen.

Wir sind eine Hochleistungsgesellschaft. Zumindest im so genannten Westen und bei all den Völkern, die ihn ihm folgen.

Und man kann nicht sagen, wir lernten nichts aus der Geschichte: Nach Ausbruch isländischer Vulkane 2010 hätten wir Hunger leiden müssen wie früher. Doch die Ordnung hielt stand, die Versorgung blieb intakt. Nur das Gemüse verteuerte sich unmerklich, während andernorts aus genau diesem Missstand ein Arabischer Frühling losbrach.

Dieses Erfolges wegen sitzt uns eine altehrwürdige Arbeitsmoral nach wie vor im Nacken, wohingegen uns rechtlich gesehen nur die Steuerpflicht auf Trab hält, einerlei, wie man diese bestreitet. Doch uns muss klar sein: Das Gegenteil dieser strikten Ordnung mag für uns Freiheit bedeuten. In die europäische Psyche aber, wenn es die gäbe, sagen wir in die Empfindlichkeiten des Westens ist ein ganz anderes Gegenteil von Ordnung tief eingeschrieben, besser eingeritzt, eingebrannt, eingebleut und eingepeitscht: Nicht Freiheit ist dieses Gegenteil, sondern blankes Chaos.

Wir jammern um unsere wochenendliche Freiheit, da wir noch kein Chaos erlitten haben. Syrer zum Beispiel sehen das ganz anders. Immerhin sind auch sie zumeist Mittelstandsleute.

Inmitten von Chaos jedenfalls gibt es keine Freiheit.

Wie immer wir diese wochenendliche Freiheit verleben, wenn wir nicht gerade nur vor uns hinträumen, so sind wir dazu nur deshalb in der Lage, weil die Hochleistungsversorgung bestens funktioniert. Ob wir in Städten ausgehen, in Bergen wandern, Kinos und Festivals besuchen, fernsehen oder eben online sind. Es steht uns dienstfertig zur Verfügung, weil Tausende pünktlich und zielsicher ihren Beitrag ableisten.

Daher ein bescheidener Anreiz montags früh, etwa wie folgt: Ich wirke mit an der Ordnung unserer Hochleistungsversorgung, weil sie und nur sie mir die Freiheit ermöglicht, die ich wochendlich geniesse.

Also los!