Altruisten verhalten sich zugunsten anderer, verzichten auf Vorteile in eigener Sache. Deshalb fühlen sie sich Egoisten moralisch überhoben. Nicht unbedingt zu Recht.

Das Bekenntnis bekommt man selten bis nie zu hören, aber offenbar gibt es Leute, die es geniessen, wenn sie gut zu anderen sind. Manche Frömmigkeit, für die unabdingbar ist, dass man zugunsten anderer handelt, schielte auf einen sicheren Platz im Himmel als Belohnung dafür. Also auch eine Art Egoismus, der allerdings Umwege in Kauf nimmt. Zeitweiliger Verzicht gehört zu seinem Gelingen.

Mir sind Personen bekannt, die unwirrsch werden, wenn ihre Hilfe nicht gefragt ist. Sie werden regelrecht bösartig. Kleinste Unstimmigkeiten, die es immer gibt, nehmen sie als Anlass zur Beschwerde. Sie spinnen sogar Intrigen.

Menschen überleben gemeinsam. Da wird Altruismus regelrecht gezüchtet. Einerseits mit Lob, damit prächtige, jedoch windscheue Orchideen gedeihen. Andererseits mit Druck, wenn jemand zuerst für sich schaut, und sei es auch aus triftigen Gründen.

Mit der Evolutionstheorie liefert die Wissenschaft ein Konzept, das den Egoismus rechtfertigt. Damit aber ist nicht das letzte Wort gesprochen, wie viele meinen. Die Natur lässt sich sehr wohl altruistisch lesen. Es geht um zahlreiche Beispiele für Zusammenarbeit in der Natur und freilich unter Menschen. Dabei verzichten alle Beteiligten ein Stück weit auf ihren Vorteil. Das entsprechende Konzept ist genauso wissenschaftlich, aber es trägt keinen besonderen Namen. Man könnte es Kooperationismus nennen.

Wichtig scheint mir: Dem Leben jedenfalls dürfte es gleichgültig sein, ob jemand auf seine eigenen Vorteile bedacht ist oder auf andere Rücksicht nimmt. Je nach Situation ist beides nützlich.

Denn in beiden Fällen wird Leben gefördert.