Der besondere Reiz, über die Dinge nachzudenken, besteht für mich darin, dass sie sich umdeuten und umwerten lassen. Das entzückt mich immer wieder. So eröffnen sich Horizonte aus dem Lehnstuhl heraus. Zum Beispiel Umdeutung und Umwertung von Tratsch und Klatsch.
Es gibt Leute, die lassen sich über Personen aus, die nichts für sich behalten. Sie petzen das Neuste zwischen Tür und Angel, hetzen hinter vorgehaltener Hand, bringen Schmutzwäsche Anderer in Umlauf.

Dabei wird ein Menschenbild gepflegt, das mir missfällt: Es sind heimtückische Lästerer, die in niederträchtigem Triumph händereibend delikate Kenntnisse verbreiten. Umgekehrt stossen sie bei Leuten voller Häme und Ressentiments auf offene Ohren. Diese greifen zu, was sich ihnen an Klatsch und Tratsch bietet. So versüssen sie sich ihr erbärmliches Leben.

Im Gegensatz dazu habe ich öfters Momente erlebt, an denen ich auch beteiligt war, wo man, ernst gestimmt und betroffen von den Launen des Lebens, solch einschlägiges Wissen ausdrücklich im Vertrauen weitergegeben hat. Von Erzeugnissen der Regenbogenpresse einmal abgesehen, kann man genauso gut sagen, dass die Verbreitung solch delikater Informationen die Vertrauensverhältnisse abbildet, wie sie unter Menschen vernetzt sind. Denn überall wird Klatsch und Tratsch von Vertrauen zu Vertrauen weiterbefördert.

Allerdings müssen diese Informationen wahr sein. Sie dürfen weder geschönt, noch sonstwie eingefärbt oder gar erfunden sein. Daher ist es grundlegend, dass ein Gerücht, eine Vermutung, ein Geschwätz zerlegt wird, damit der wahre Kern, oder was immer das sein soll, ans Licht kommt.

Das ergibt ein anderes Menschenbild. Denn Menschen wollen genau wissen, was unter Menschen regelmässig vorkommt und was selten und was nie.

Nur so kommen sie in die Lage, dass sie sich eine Regel zurechtlegen, die für ihr Leben von Nutzen ist.