Wären Rapper oder Hip-Hopper Matroschkas, diese bekannten russischen Figuren, was steckte zuinnerst in ihnen? Welche kleinste Figur spränge zuletzt heraus? Lange nach Bob Marley und James Brown: Afrikanische Sklaven.

Die Kolonisierung Afrikas ist kein Ruhmesblatt. Auch wenn diese Völker am Boden scheinen, haben sie den Westen längst rückkolonisiert. Und das auf ihre Weise: Durch Nichtstun.

Sprich über Musik. Alles ist Rhythmus, heisst es in Afrika. Keine Bewegung ohne Rhythmus, also auch bei der Arbeit, auch beim Sprechen. Was klassisch geschulte Musiker nur denken oder empfinden dürfen, wird dort sogleich und durchgängig zum Ausdruck gebracht. Ravels Bolero wäre eine Ausnahme. Nach Aufhebung der Sklaverei breitete sich das Afrikanische erst scheu, dann immer nachdrücklicher in der westlichen Kultur aus. Ein Sog half mit zu dieser Diffusion, nämlich ein tiefer Mangel modernen Lebens an blosser Natürlichkeit. Nachhaltiger Rhythmus führt zu einer Trance, die in Afrika den Alltag zu bewältigen hilft, wie weite Strecken zurücklegen, Durst ertragen und Anderes, während sie in hochversicherten Umständen modernen Lebens auf Misstrauen stösst.

Die Afrikanisierung des Westens ist ein natürlicher Gegenstrom zum europäischen Zugriff auf Afrika, ohne Gewalt und mit einem längeren Atem. Dieser Strom durchläuft eine klare Geografie: Gospel, Blues, Streetbands, Dixiland, Jazz, Rock, Beat, Jazz-Rock, Funk, Raggae, Hardrock, Softrock, Disco, Pop, Rap und Hiphop, Techno. Wäre ich Musiker, ich würde mich an diesem üppigen Buffett kaum sattessen können.

Nicht zu vergessen eine Geburtsstunde zur modernen Kunst, die «Demoiselles d’Avignon» von Picasso 1907, die den Kubismus eröffneten und nicht nur von Cézanne beeinflusst waren. Der Umstand, dass Picasso zuvor eine Ausstellung afrikanischer Masken besucht hatte, wirkte genauso prägend auf diese Arbeit.

Damit schliesst sich ein Kreis. Denn diese Ausstellung war, genau wie die unsäglichen zoologischen Gärten, ein Produkt der europäischen Kolonisierung Afrikas.