Wie will man einem Heranwachsenden die Nutzung des Smartfons beschränken, wenn er täglich Passanten zuhauf damit beschäftigt sieht? Zürich, Seoul, New York: Überall das gleiche Bild. Die Sorge, unter uns grassiere Willensschwäche, greift zu kurz. Für unsere Faszination am Bildschirm kennt die Wissenschaft ungeahnte Gründe.

Zum Beispiel sei das menschliche Gemüt von Natur aus so gestrickt, dass bestimmte Situationen uns in Bann schlagen, wo ein Licht durch etwas hindurchscheint, zumeist eingerahmt von Finsternis. Die alten Veden besingen dieses Entzücken in schier endloser Abwandlung: Wenn die Morgenröte durch dichte Wälder bricht oder ganze Kuhherden, die sinnbildhaft für ihre Lichtstrahlen stehen, aus einem Felsen strömen, in denen sie eingesperrt waren.

Dieses Ergötzen erklärt auch, warum die Fenster christlicher Kirchen seit Jahrhunderten mit farbigen Glasscheiben bestückt sind.

Und heute sind es die Bildschirme, die uns anziehen.

Ob ein Vede am Opferfeuer im Punjab, eine Gläubige im Dom des christlichen Mittelalters, oder ein jugendlicher Nerd in der Spätmoderne mit Smartfon:

Es ist der immer gleiche Mensch.