Winterwinde fegen gegen das Fenster. In der Nachbarschaft lärmt eine unzureichend festgezurrte Schutzplache, sobald Böen heran wirbeln. Kein Schlaf kommt auf, auch vor lauter Wut nicht, dass hier jemand nachlässig war. Ein Bachesrauschen in der gleichen Lautstärke nähmen wir einfach hin. Wut, Hader: Das bedeutet, dass man leidet. Viele Menschen leiden, weil sie das Weltganze nicht sehen, in das ihr Leben sinnvoll eingefügt wäre. Ein bestimmter Schmerz quält sie nicht nur, er erscheint ihnen zudem sinnlos. Aber wie bekommt man das Weltganze in den Blick? Früher sorgten Religionen dafür. Mütter erfuhren Verständnis und Entlastung, wenn sie sieben Schwerter in der Brust Marias stecken sahen.
Davon wollen wir nichts mehr wissen. Aus guten Gründen. Auch wenn die Religionen mit ihren Bildern und Geschichten für den alltäglichen Gefühlsmenschen höchst wirksam wären.
Die Moderne will, dass wir selber für Sinn sorgen, als souveräne Menschen, erhobenen Hauptes, inmitten eines Weltalls, das genau so viel Sinn preisgibt wie Staub in der Luft.
Inder fühlen sich unter allen Umständen mit dem Weltganzen verbunden. Auch dann, wenn sie betteln. Das nimmt viel Ärger und Hader, stiftet Frieden. Wenn aber alles in eins ruht und gefügt ist, dann dürfte es auch nicht weiter schlimm sein, wenn man frischgeborene Mädchen entsorgt.
Abgesehen davon ist das Weltganze der Hindus für uns hier und jetzt kaum hilfreich. Auch die Wissenschaft verweigert jede Abhilfe. Ich höre sie beinahe kreischen, wenn sie sich als Ersatz für Religion nur schon erwogen sieht.
Also müssen wir erfinderisch sein. Zum Beispiel überlege ich mir, dass der Wind, der die Plache bewegt, um den ganzen Planeten zieht. Nun kommt er hier an meinem Fenster vorbei.
Soviel Weltganzes reicht vorderhand. Und schon schlafe ich ein.
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