Alle Menschen wollen Frieden, führen jedoch Krieg gegeneinander. Also müssen sie notwendig die Mittel begrüssen, die zum Frieden führen. Es ist Zeit für eine Neuauflage dieses Arguments von Hobbes.

Nach Hobbes sind wir zur Einsicht genötigt, dass alle zugleich ihr Recht auf Verteidigung einer Zentralmacht abtreten, die zur Befriedung aller die Gewalt übernimmt. Dadurch wird sie zum Staat erhoben, zum Leviathan.

Dieses Argument könnte heute auch so laufen: Wir alle möchten entspannt leben, ohne Angst, friedlich, frei. Dennoch üben wir auf andere Druck aus, meistens, weil wir selber unter Druck stehen. Diese Druckverlagerung ergibt neuartigste Volkskrankheiten, wie seit Langem rege verlautet wird. Wo Druck herrscht, wird auch gegen das Gesetz verstossen. Vielleicht lassen sich gewisse Übertretungen als Gradmesser von Druckverhältnissen verstehen, die nicht ohne Weiteres sichtbar sind.

Die Folgerung, wie Hobbes sie aufwirft, liegt in diesem Fall darin, dass alle an ihrem Platz, wo sie gerade sind, zugleich damit aufhören, auf andere Druck auszuüben. Sei es in Beruf oder Familie oder sonstwo.

Die Einwände hat man sofort im Ohr: Und wenn’s schiefläuft, so ohne Druck? Und wenn ich übervorteilt werde? Mit eben diesem Misstrauen hatte wohl auch Hobbes zu rechnen: Und wenn einer mich absticht, sobald ich meine Waffen abgegeben habe? Was, wenn sich einige nicht an die Gleichzeitigkeit halten und die Blösse nutzen und die Führung übernehmen? Ich weiss allerdings nicht, wie Hobbes damit verfahren ist.

Mit diesem Misstrauen, für das leider klare Gründe bestehen, wäre kein Staat möglich gewesen. Und schon gar kein Wohlfahrtsstaat.

Das ging nicht ohne Druck.