Darf ich vorstellen? Rolf B, Gewerbler, Arbeitgeber, Freisinniger, Mitglied im Serviceclub, Gemeinderat in der dritten Legislatur, neuerdings mit Parlamentsvorsitz.
Vor Jahren war Rolf Jugendlicher und ich noch ein Kind. Unsere Mütter kannten sich. Eines Tages, kurz vor Mittag, bat Frau B. meine Mutter, die mich an der Hand führte, direkt in das Schlafzimmer ihres Sohnes Rolf. Das Faultier sollte seine Lektion abbekommen. Wir traten ans Bett, und ich sah auf Augenhöhe, wie der Bursche sich schamerfüllt in seinem Laken wand. Die Mütter lachten. Sonst weinten sie auch, denn die Verzweiflung über das Kind befiel sie immer wieder unerwartet.

Nun stellt Rolf B das Prachtstück eines Föderalisten vor, während aus Verzweiflung längt mütterlicher Stolz geworden ist. Allerdings fällt die Überzeugung schwer, erst dieser beherzte Eingriff von damals hätte den Werdegang des Sohnes in die richtigen Bahnen gelenkt. Ich sage nicht, er hätte genauso gut ausbleiben können.

Aber wir können nicht wissen, ob dieser folgenreiche Zusammenhang wirklich besteht.

Es ist beschämend, wie sehr wir erzieherische Methoden in ihrer Langzeitwirkung überschätzen. Was Hänschen nicht lernt und so weiter. Das ist schlicht eine Lüge. Ein Druckmittel. Angstmacherei, mehr nicht.

Genauso wenig lässt sich der Einfluss belegen, den elterliche Versagensängste auf die Sachlage nehmen.

Dennoch schätze ich ihn für hoch ein. Das leuchtet auch ein.

Bei all der Angstmacherei.