Die Künstlerin Niki de Saint Phalle hat ihre bunten und ausladenden Frauenfiguren mit Brüsten versehen, die deshalb auffallen, weil die linke Brust sich jeweils von der rechten in Farbe und Muster unterscheidet.

Vielleicht verweigert die Künstlerin Gleichförmigkeit wo immer möglich. Verspieltheit kennt keine Grenzen. Vielleicht verarbeitet sie darin tiefgreifende Belange ihres Lebens, von denen Niki de Saint Phalle ja auch berichtet.

Vielleicht aber kommt darin etwas zum Ausdruck, was für viele Frauen ohnehin auf der Hand liegt. Nämlich dass ihre Brüste ungleich sind. In “Die Verachtung” von Godard fragt sie ihn, ob ihm die linke oder rechte Brust besser gefalle. Die eine ist schwerer als die andere, oder sie hängt tiefer. Bei der einen zieht es mehr, wenn die Blutung ansteht, oder sie neigt eher zu Milchstau als die andere.

Dass Brüste ein Eigenleben führen, dürfte dem männlichen Betrachter kaum geläufig sein, der zum Beispiel seine Hoden höchstens bei krankhafter Beeinträchtigung zu unterscheiden versteht.

Umso mehr ein Genuss für ihn, wenn er einmal mehr erfährt, wie die Welt sich in ungeahnte Feinheiten verzweigt.