Letzthin besuchte ich mit meiner Nichte eine Fleischtanke von McDonald. Es war eine jener Ausnahmen, die in meinem Leben nie vorkommen. Wie wir zur Bestellung anstanden, fand meine Nichte diese vollständig genormte Umwelt für sich genommen doch eigentlich faszinierend. Eine wenig bekannte Gemeinsamkeit mit dem Kommunismus, merkte ich an. Ich jedenfalls benahm mich in dieser Umwelt wie ein Idiot, als ich unsinnig schwungvoll das Tablet mit in den Abfall beförderte. Im Übrigen hielt ich zum Gefallen meiner Nichte an der Überzeugung fest, dass leichtfaseriges Papier zur Streckung in das Hackfleisch gemischt sei.

Nachträglich jedoch fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Diese normierte Umwelt hat sich überhaupt durchgesetzt.

Wir unterliegen einer triumphalen McDonaldisierung unserer Gesellschaft: ISO-Normen, Kriterienlisten, vorgefertigte Rubriken für geringste Abläufe in Pflege und Bildung und anderswo. In der Fleischtanke herrschen gleiche Ordnung, gleiche Abstände, gleiches Sprachgut. Das Personal bewegt sich verlustfrei zwischen den Stationen. Die Normierung garantiert bestmöglichen Ertrag in vielerlei Hinsicht.

Sie bietet auch im zwischenmenschlichen Umgang manche Vorteile: Fragen sind vorweg erübrigt. Niemand wird belehrt, was oft eine heikle Sache ist, denn manche fühlen sich leicht gegängelt, auch wenn man sie sachlich anweist. Dazu kein Wildwuchs an Freiräumen mehr, der zu Schindluder und sonstigem Schlendrian verleitet.

Keine zufällige Bevorteilung mehr, die Missgunst weckt. Keine Missverständnisse mehr, kein mühseliges Ausdeuten, keine Debatten.

Keine Lebendigkeit mehr.