Touristen sind nicht zu unterschätzen. Ihr Management ist trickreich und methodisch. Sie planen punktgenau, ermitteln Bestpreise in fleissiger Vergleichsarbeit, entbehren Vorzüge beim Reisen. Angebote lassen sich mit Weitblick behandeln, das Wetter eher weniger. Nur die Stimmung unter Teilnehmern bleibt eine Gratwanderung, für die kein Management zur Hand ist.
Da war man doch verliebt und buchte weit im Voraus. Pünktlich zu Jahresbeginn legte der Vater sämtliche Belege für die Sommerferien im Ordner ab, die Tochter jedoch verliert ihre Lehrstelle infolge groben Betragens noch vor Reiseantritt.
Klassenfahrten können die Erwartung auf eine Reihe von Abenteuern nur schon deshalb trüben oder gar ins Leere laufen lassen, wenn die Zusammensetzung der Gruppe diverse Geschmäcker brüskiert. Man sieht’s den armen Teufeln an, dass sie um kein Haar zusammenpassen.
Die Gärten Bobolis zu Florenz enthalten einen ganzen Venusberg voller Liebespaare. Ein Ort für den ersten Kuss, im Abendrot, noch bevor Knoblauch den Atem durchsetzt. Manch einer wurde schon um eine aufwändig eingefädelte Punktlandung von solch delikater Art gebracht. Aus Gründen, die niemand unter Kontrolle hat: Magenverstimmung, Heimweh, ein falsches Wort, ein Benehmen, das der Schwärmerei für jemanden einen Dämpfer versetzt.
Tourismus illustriert beispielhaft, was persönliche Freiheit sein soll. Wenn aber die Stimmung kippt, wird das Hotelzimmer zur Zelle, die Stadt zur Sperrzone. Das will vermieden sein. Kein Preis rechtfertigt eine solche Schlappe.
Also herrscht dann Zwang zur Freude.
Ein Schritt, der aus meiner Sicht die Freiheit des Touristen dieser Art gefährlich nahe an Bestechlichkeit rückt, eher noch an Hurerei mit ihrer zum Teil doch bitteren Selbstnötigung.
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