Schweiz und Europa. Zwei Welten, dargestellt an zwei Paaren. Für Queer und andere sei vermerkt, dass diese Paare nicht zwingend hetero sind:
Beispiel Schweiz: Er stammt aus dem Vorort einer Kleinstadt. Die Mutter hat sich taktvoll emanzipiert, indem sie einen Teeladen betreibt, der Vater, der mit den Umtrieben des Sohnes in jungsozialen Gruppen etwas Mühe bekundet, hat das dritte Mandat als Nationalrat für die Evangelische Volkspartei inne. Immerhin jedoch war der Grossvater sein halbes Werkleben als Koch in einer Genossenschaft tätig gewesen. Auch ist der Vater stolz auf den Sohn als Pfadfinder. Religion spielt indes keine Rolle mehr.
Sie ist in einem Ostschweizer Dorf gross geworden. Als früheres Mitglied des Turnvereins ist sie diesem nach wie vor verbunden, wenn ein Fest ansteht. Auch hat sie sich einige Jahre im Blauring betätigt, einer Gruppierung katholischer Mädchen. Daher findet man ihre Beziehung zu einem Pfadfinder doch bemerkenswert. Ihre Eltern, der Vater Architekt, die Mutter Grundschullehrerin haben eine Scheune umgebaut. Sie achten auf ausgeglichene Rollenverteilung, halten Hühner und pflegen einen Garten nach ökologischen Grundsätzen.
Gegenbeispiel Europa: In einer elsässischen Familie aufgewachsen setzte sie sich nach Paris ab, um den typischen Riss zwischen deutscher und französischer Kultur, der ihre Familie durchzog, für sich selbst zu entscheiden. Engagiert im Integrationswesen lernte sie einen Algerier kennen, dessen Vorfahren als Gehilfen französischer Truppen gedient hatten. Nach der Niederlage wurden diese so genannten Harkis zu ihrem Schutz nach Frankreich mitgenommen, ohne dass sie dort auch nur annähernd integriert worden wären. Die Beziehung endete abrupt, als sie klarstellte, sie könne doch nicht Muslima werden. Ihr Grossvater mütterlicherseits war im Spanischen Bürgerkrieg an der Seite der Anarchisten gefallen. Der Streit in dieser Sache mit bürgerlichen Verwandten, die noch heute in elsässischen Wäldern jagen, kam belastend dazu und flackert immer wieder auf.
Er stammt von Sudetendeutschen ab, die als Günstlinge Hitlers unter Schwaben nie heimisch wurden. Sein Bruder fiel als RAF-Sympathisant in Ungnade, was ihn als Mitglied der Deutschen Linken, die ihm Heimat gab, wiederholt in Rechtfertigungsnot brachte, bis er einen Strich zog und sich dank Aufenthalten in Warschau und Paris der Europäischen Union andiente, die er als Friedensprojekt um jeden Preis verteidigt.
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