Manche nimmt es wunder, wie sie sich unter Hitler verhalten hätten. Eigentlich eine müssige Frage. In der Regel wird gekuscht, wenn über Jahre Notstandsgesetze in Kraft bleiben. Wir hätten uns also wie jemand benommen, der beim kleinsten Mucks, beim geringsten Verdacht von der Haustür weg verhaftet und über Wochen ohne Verfahren hätte festgesetzt werden können.

Wer genauer wissen möchte, ob an ihm ein strammer Nazi verloren gegangen ist, kann sich handlichen Tests unterziehen:

Zum Beispiel stelle dir die Frage, wie du es mit der Unterstützung von Bettlern hälst, die seit Langem wieder zum gewohnten Stadtbild gehören. Allerdings wäre es zu platt, wenn man die Spendablen für Menschenfreunde, die Knausrigen hingegen für Nazis stempelte. Wer zum Beispiel Bettlern grundsätzlich nichts gibt und aufrecht an ihnen vorbeischreitet und nicht zerknirscht vor Scham und Abscheu, mag vielleicht als schnittiger Nazi in Frage kommen. Aber da habe ich meine Zweifel. Diese Ehrlichkeit passt nicht dazu. Oder ist gerade sie besonders gefährlich? Tückischer jedoch und vielleicht rattiger, um sich beim Nazi-Gelaber zu bedienen, kommen mir jene Leute vor, die an ihre Spende für Bettler immer die gleiche Bedingung knüpfen: Nur zum Essen, stellen sie klar.

Nicht einmal Schnaps gönnen sie diesen armen Teufeln.

Auch ein anderer Faschismustest bleibt der Selbstprüfung überlassen. Sehr oft ist eine besondere Art der Klage zu hören. Nämlich: Was für ein tolles Quartier, wenn doch nur die Familie Sauerkraut wegziehen würde. Diese oder jene Arbeitsgruppe hätte Schneid und Dynamik, wenn man die Kollegen soundso austauschte. Allgemein gesprochen: Die Verhältnisse wären überragend, jedoch nur abzüglich eines bestimmten Gesichtspunkts oder Bestandteils, der das Ganze stört.

Was für ein Land wäre das ohne Migranten! Was für eine Schulklasse ohne böse Jungs!

Was für ein Planet ohne Menschen!

Nun ermesse jeder für sich, wie oft er sich an einem Makel stört, der die Frechheit besitzt, einfach dazu zu gehören. Der eventuelle Faschist lässt sich, wie man sieht, leichterhand mit dem Idealisten kurzschliessen, der seine Vorstellungen buchstabengetreu umgesetzt haben möchte.

Der Unterschied liegt darin, dass der Faschist nötigenfalls zu Pestiziden greift, um die Lage zu säubern.

Etwa zum Pestizid Zyklon B.