Nun ist er also Präsident, der Troll von Amerika, wie er im Netz bezeichnet wird. Ein Naturmensch ohne Anstand. Übergriffig, launisch, plauderhaft, unverfroren selbstbewusst. Sein Erfolg schockt weltweit. Vielleicht findet sich eine Einsicht, die das Ganze nachvollziehbar macht.

Trolle gibt es zuhauf unter uns. Einfache Gefühlsmenschen, die verständig wie alle vorgehen, jedoch aus übervollem Herzen lieben oder hassen und dabei sich unförmig benehmen und Wut und Leidenschaft nur mit Mühe im Zaum halten. Sie pflegen das Leben vor Ort. Diese Sorge führt zu dem Nachteil, dass sie sich erst spät zu einer politischen Stosskraft zusammentun. Wenn nötig aber verteidigen sie ihr Leben vor Ort bissig und brutal gegen Infragestellung jeder Form.

Moderne Politik war immer darum besorgt, wie mit den Massen einfacher Menschen zu verfahren ist. Auch aus Angst, dass sie von ihnen gefressen wird. Aber die Moderne hat diese Trolle immer schlecht behandelt. Geblieben ist die Geringschätzung, die Verachtung für einfache Menschen von einer angeblich besseren Gesellschaft, die auf sie herabblickt. Sie benimmt sich als Offiziersgesellschaft der Moderne, die in der blossen Verständigkeit das Heil für alle vorsieht.

Davon leiten diese Leute die Pflicht ab, sie müssten für andere entscheiden. Ganz besonders für einfache Menschen.

Die Moderne wäre sicher geglückt, gäbe es diese Geringschätzung nicht. Man würde einfachen Menschen Zeit lassen, damit sie sich an Neuerungen gewöhnen, die eine liberale Weltordnung mit sich bringt. Saudi-Arabien hat das verstanden, der Iran nicht. 1979 kassierte er die Rechnung für Ungeduld und Geringschätzung. Im Übrigen kennt diese Weltordnung keine Geduld dieser Art. Sie ist unökonomisch, auf kurze Sicht.

Früher oder später stellt sich heraus, dass Offiziere der Moderne auch nur einfache Gefühlsmenschen sind, die halbseiden ihre Trolligkeit in einem weltweiten Netzwerk unkenntlich machen. Nur schon Napoleon, eher ein Zwerg als ein Troll, unterlag seinen Leidenschaften trotz eisklaren Verstandes.

Das hat Stanley Kubrick nach Kirchmann in seinem gesamten Werk beschäftigt, der Widerstreit zwischen Gefühl und Kalkül im Menschen jeder Gesellschaftsschicht.

Krieg und überhaupt Krisen treiben den Troll in allen heraus. Sie zeigen, was uns natürlicherweise gemeinsam ist. Verhältnisse des Friedens haben hingegen den schicksalshaften Nachteil, dass sie die Unterschiede unter Menschen zementieren. Alle nutzen Sicherheit und Versorgung zur Pflege ihrer Eigenart. Entfremdung und Missverstehen sind die Folge. So kommt es, dass Offiziersgesellschaften die Massen einfacher Menschen übervorteilen, weil sie netzwerken, statt ein Leben vor Ort zu pflegen. Aber diese Trolle finden immer wieder ihre Superhelden, das versteht sich von selbst. Neuerdings Trump.

Immerhin macht er zuerst ein Gesetz rückgängig, das den Missbrauch einfacher Leute durch Offiziere der Hochfinanz erleichtert hat.

Nämlich beim Häuschenkauf. Darauf sprechen Trolle ganz besonders an.