Trotz ihres hohen Alters war sie per Anhalter unterwegs. Mit wilden weissen Haaren und voller Einkaufstasche. Wir nahmen sie mit. Es brauchte einige Zeit, bis die Gurte festsass. Zu Hause zeigte sie uns ihr Anwesen am See.

Die Anlegestelle für Kurschiffe lag gleich daneben. Auch gab es in unmittelbarer Nähe Gaststätten der gehobenen Klasse. Der Ort war auch bekannt für sein gutbürgerliches Kurhaus. Dieses Anwesen war eine Goldgrube, möchte man meinen. Da wäre ein Hotel möglich, ein Firmensitz für Kaderschmiede, ein Wellnesstempel, ein kleiner Vergnügungspark.

Aber das Bauernhaus von Frau Stein war efeubehangen. Rissige Steintreppe, Scheiterbeigen, Vorfenster auch im Sommer. Die Farbe blätterte ab. Katzen streunten herum. Auf dem Grundstück lagerten Boote. Trockenplätze zur Miete. Im ungemähten Gras traten wir auf Baumnüsse. Wir durften welche einsammeln und mitnehmen. Irgendwann fragten wir sie nach Interessenten. Die müsse es doch geben.

Und wie: Frau Stein hatte ein Angebot von sechs Millionen ausgeschlagen.

Und der Bieter überbot sich selbst mehrfach, wie sie erzählte, aber er fand kein Gehör. Sie sei nicht normal, habe der gesagt. Bevor er in seinen Lexus stieg und davonbrauste. Wie könnte ich ein solches Angebot ablehnen, frage ich mich heute noch. Dass der Besitz auf Eltern, Grosseltern und Vorfahren zurückgeht, käme mir bestimmt aus guten Gründen irgendwann zweitrangig vor.

Aber wir, so meinte Frau Stein im selben Tonfall zu uns, wir hätten sie ja hergefahren. Deshalb dürften wir von nun an auf ihrem Grundstück nach Lust und Laune grillieren und baden.