Städtischer geht’s nicht: Eine Unterbrückenwelt, mit hunderten geparkter Fahrräder. Wolkenkratzer vom Typ Winzling. West-Park in der Nachbarschaft sowie Techno-Park, mit Anlieferungen namens Darwin oder Edison.

Für einmal wird diese Anlage nicht Campus genannt. Es wächst auch nirgends Gras, nur Birken, angepflanzt nach den Grundsätzen von ‘Wind und Wasser’.

Neonlichter an der Decke sind wie Streifen auf Gehsteigen geordnet, an denen Blinde sich orientieren. Die Treppe führt wuchtig durch den Komplex. Eine Rampe, in einen Würfel gelegt. Sie bildet ein barockes Aufmarschgebiet, das im kühlen Silber bespiegelter Konzertsäle höhepünktlich endet.

Jenseits der Strassen prangt in Wandgrösse die Aufschrift «100%». Man gibt alles. Jederzeit.

Der Sparschäler wird als ideales Beispiel von Ökonomie und Kunstfertigkeit im Sinne von Exzellenz in Vitrinen vorgestellt, umrahmt und eigens beleuchtet.

Im Komplex hat man ehemalige Standorte von Kunstschulen mit der Zusage zusammengeführt, man werde so Steuergelder einsparen. Die jetzigen Ausgaben jedoch übersteigen die früheren Haushalte, wie aus der Presse zu erfahren ist. Auch zehren die nervösen Rollläden an den Nerven der Betroffenen wie bei allen Hochschulen neueren Typs. In Hörsälen verteilen sie Salben für die Augen, weil die Luft zu trocken ist.

Die Rangfolge geht aus der Sache hervor: Gold gebührt der Wirtschaft. Dies belegen nur schon die in Gold gehaltenen Informationstafeln an Ökonomie-Schulen. Wirtschaft erzeugt Überschüsse, von denen die Künste zehren. Sie haben gefälligst gute Techniker zu sein, damit sie den allfälligen Zuschuss auch einträglich umsetzen.

Zur guten Technik zählen Marketing und Verkauf, wie sich neuerdings von selbst versteht. Das ergibt sich zwingend aus dieser Rangfolge.

Diese Hipster und Technos, die mit Kappen und Bärten am Fuss der hochfliegenden Fassade bei Schaumkaffee und handgedrehter Zigarette ihre Eigenart, sprich ihren Typ betonen. Einer steigt vom Rad, es hat rote Reifen. Wie schön zu sehen. Das Eigene überlebt trotz liberalisierter Rationalisierung.

Aber das Eigene muss knallen. Wie die Hochschule, die Höchstschule sein muss. Oder will.

Haufenweise hingestreute Flyer zeugen von einem planmässigen Aktivismus zur Produktion, der wohl mehr Ausschuss erzeugt als eine glanzvolle Zukunft begründet.

Eine Zukunft in Silber.