Eine junge Frau schwärmt von Mexiko. Stricktasche, Strickjacke, die Haare vielleicht angefilzt, was das wäre leicht überzeichnet. Aber sie dreht Zigaretten. Sie will nach Mexiko reisen. Etwas Spanisch könne sie ja.

Sie schildert die Menschen dort, ihr Gesicht von Sonne und Leben gegerbt, das Gebiss unkorrigiert, anders als bei uns. Vom kohlartigen Peyote schwärmt sie, un dass sie sich von ihm führen lassen möchte, um Einheit zu erfahren mit Gleichgesinnten und Mutter Natur bei Sonnenaufgang am Tor zur Wüste. Auch begeistert sie, dass die Menschen den Tod, anders als bei uns, mit farbenfrohen Lichterfeiern auf Friedhöfen verehrten, statt ihn zu verdrängen. Das aztekische Erbe möchte sie erspüren, die herzliche Gastfreundschaft der Einheimischen, die so anders ist als bei uns, von Herzen geniessen und von Herzen verdanken.

So anders als bei uns.

Das bringt einen muffigen Nachbarn in Rage, der an der gleichen Festbank sitzt und sich offenbar die ganze Zeit über zusammengenommen hat. Nun bricht es aus ihm heraus: In diesem Land killt man Menschen im Schlaf, mit der Mündung an der Schläfe. Und jedes Mal lässt er seine Faust auf die Holzbank fallen.

Abgeschlagene Köpfe in Maisfeldern. Geschändete Frauen. Entführt, erschlagen, angezündet, anders als bei uns. In der Wüste verscharrt, wo der Peyote wächst. Geiselnahmen,  Folter, Lynchmorde. Ganz richtig: So anders als bei uns.

Ratlosigkeit macht sich breit. Wie wären beide Sichtweisen, wenn sie sich derart zuwiderlaufen, auf einen Nenner zu bringen? Ganz einfach so: Diese Menschen verteidigen mit allen Mitteln, was sie so offenherzig lieben, und kein verlässlicher Rechtsstaat steht ihnen bei. Oder so: Die Amerikaner sind schuld, wie die junge Frau lässig meint, während sie auf Lunge zieht.

Dass wir gewisse Erklärungen bevorzugen, ist meistens eine Frage der Ökonomie.