Immer, wenn Offiziere Befehle zu einer Übung ausgaben, stand ich beschämt da. «Ich orientiere», riefen sie. Und: «Ich will!» Damals war ich beeindruckt von dieser cäsarischen Haltung. Im Grunde zitierten sie aber nur aus einem Handbuch.

Einer Art Ur-Management, das aus dem Umfeld der Logistik amerikanischer Truppen stammt, als man im Zweiten Weltkrieg zwei kontinentale Fronten zu beliefern hatte.

Dieser eingeübte Wille zur Macht ist auch in zivilen Managements gängig geworden. Die Handbücher dazu füllen Regale. Nun sind alle, die Führungsverantwortung ableisten, am Kommen, Sehen und Siegen.

Beschämt war ich deshalb, weil sich meine Ziele schon damals, sofern es welche gab, wie von Geisterhand den wechselhaften Umständen meines Lebens anpassten. Mitunter trat sogar ein völliger Richtungswechsel ein. Für Truppen wäre das ein Fiasko ersten Grades.

Mein «Ich will» war von geringer Haltbarkeit.

Heute, da ich nun so oft ideale Vorstellungen von meinem Leben nachgebessert, leicht verschoben bis gänzlich entstellt oder gar endgültig verworfen habe, müsste ich in Hader und Missmut regelrecht versteinert sein. Stattdessen komme ich mir in so natürlicher Weise intelligent vor. Warum nur?

Weil meine Art wie die Natur ist, während die cäsarische Haltung nur für einen kapilaren Ausschnitt davon steht. Organe wechseln die Funktion im Verlaufe von Jahrtausenden. Die Natur kennt regelrechte Funktionssprünge. Angefangenes bleibt liegen, aufwändig selektierte Arten sterben aus, die Lebensformen bieten ein Kabinett von grotesker Vielfalt zu Land, zu Wasser und in der Luft.

Dies alles lässt geradlinige Zielsetzungen vermissen.

Wir meinen, unser Fortschritt sei ein Resultat cäsarischer Haltung. Dafür aber gibts keinen Beleg. Wir wissen es nicht, wir meinens einfach. Daher hielt man die Römer lange Zeit für so bildend, diese Piratenbräute.

Ebenso gut könnte der Fortschritt sich anders ergeben haben. Aus fortwährender Anpassung von Zielsetzungen, die flüchtig sind. Aus ungeplanten Kompromissen, die man zähneknirschend eingeht, das Wenige von der Zielsetzung zu retten, das übrigblieb. Aus einem verströmenden Leben, in dem allerorten ein «ich will» aufgluckst und versickert.

Aber das weiss man ebenso wenig. Ich find’s nur die passendere Sichtweise.

Vorläufig.