Gamer haben einen schlechten Ruf. Zwischen Kabeln und Akkus stapeln sich Pizzakartons mit Fettflecken und eingetrockneten Teigrändern. Die Selbstbezogenheit von Gamern verhöhnt all die Generationen, die hart am Wohlstand werkten. Gamer nutzniessen davon. Und sie zeigen keine Scham angesichts ihres Suchtverhaltens.

Das klingt eindeutig. Vielleicht ist es Zeit für einen Ausgleich. Nur schon aus Prinzip wäre eine Gegenthese anzusetzen. Zum Beispiel diese: Gamer sind normale Menschen, die einen gesellschaftlichen Zweck erfüllen.

Meinen Überlegungen fehlt noch die unmittelbare Erfahrung. Folglich sind es Mutmassungen, die ich anstelle. Das Spiel Journey hat mich seiner Ästhetik wegen in Bann gezogen, allerdings widersteht mir aus Gründen der Identität als später Immigrant der Erwerb einer Konsole. Bei der Figur dieses Spiels jedoch fällt mir auf, dass sie mit ihrer Umwelt wie ein Naturwesen übereinstimmt. Überall bieten sich ihr Stoffstücke, die sie für Kraft und Fortkommen nutzt. Die Verständigung läuft über Runen. Vom Mitspieler kann sie mit Sicherheit erwarten, dass er sie nicht aus dem Hinterhalt übervorteilt.

Ob Spielfigur oder Gamer, gelebt wird ein Einssein mit der Umwelt, das Menschen grundsätzlich anstreben. An dieser Stelle führen Kritiker gerne den Unterschied zwischen Realität und Virtualität ins Feld. Ihr Vorwurf lautet: Gamer leben dieses Einssein im Spiel, statt es unter Menschen auszubilden und zu festigen. Figur und Umwelt passen im Spiel handgestrickt zueinander, die Realität ist in keiner Weise so anschmiegsam. Dieser Einwand greift nicht, weil es Gamer zuhauf gibt, die in beiden Welten souverän vernetzt sind. Sie üben ihren Beruf aus, sie pflegen ihr Familienleben.

Kritiker sind oft Idealisten, die auch sonst die Realität für verbesserungswürdig halten. Man Fortsetzung