Die erste Sonne treibt viel Volk an die Seeufer. Die Leute wirken wie aus dem Winterschlaf erwacht. Noch geht die Bise. Man sieht Kapuzen, Schals, Sonnenbrillen.
Ein Blick aus ferner Galaxie würde feststellen, dass bunte Milben aus Böden kriechen und die Gestade bevölkern, sobald Sonnenlicht ab bestimmten Wärmegraden darauf zu ruhen kommt. Bemerkenswert, dass man auch hier, unter eben diese Milben gemischt und selbst als eine solche, diesen Blick einnehmen kann.
Der Moment ist zauberhaft, die Gelassenheit grösstmöglich, nicht nur des Winters wegen, der immer lang ist, sondern auch deshalb, weil man den ganzen Sommer wie eine Zukunft vor sich hat. Noch ist vieles, wenn nicht alles möglich: Tolle Grillabende, Badezauber, Strandspiele, Festivals, zweisame Nächte mit lauen Brisen.
Manche hassen den Sommer. Zu hohe Erwartungen, die Enttäuschungen zu drastisch. Nun, er verheisst neue Möglichkeiten. Die alten sind eben vertan und verwunden.
Ab Juni wird sich Ernüchterung breit machen, wenn die Dinge sich nicht wie erwünscht anbahnen.
Da fällt mir ein greises Paar auf. Die Frau stampft voraus und kehrt abrupt um, entweder erbost oder hochgradig verwirrt. Sie geht im Zick-Zack, bleibt stehen, stapft weiter. Ihre kindische Sturheit mag anrühren. Der Gatte jedoch, um einiges älter, versucht mit ihr Schritt zu halten, versucht sie zu leiten, obwohl sie von ihm keine Notiz nimmt. Von dürrer Gestalt fängt er sich kaum, sobald sie wendet. Und wenn er Luft holt, was ein paar Mal geschieht, klappt sein Kinn herunter wie bei Leichnamen üblich. Die Situation verstört mich völlig. Eine vertraute Bindung versinkt in Dunkelheit und Erschöpfung.
Es sind Menschen ohne Zukunft.
Beiden winkt kein Sommer voller Möglichkeiten. Vielleicht hat diese Lage Vorzüge, die uns noch unbekannt sind:
Denn wo keine Möglichkeiten sind, gibt es nichts zu erwarten und nichts zu enttäuschen.
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