In einer Geschichtsarbeit las ich Hitlo statt Hitler. Das amüsierte mich. Der Jugendliche hatte sich der Abkürzung bedient, die neuerdings für diese Endsilbe im Osten der Schweiz gängig ist, um Kurznachrichten zu tippen.
Eigentlich hätte ich ihn ermahnen müssen, er habe die Grenze guten Geschmacks verletzt. Aber das war ihm zuvor schon klar gewesen, wie er gerne zugab. Er gestand es als Gegenleistung für meine Heiterkeit. Einer Predigt mit viel Ernst in Gesicht und Stimme hätte er sich wohl verschlossen.
Aber dass die Sprache derart verkommt, will doch beanstandet sein. O für –er! Italiener tippen k anstelle von –cch. Dabei ist dieser Buchstabe im Italienischen gar nicht üblich. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei der Aufnahme von Fremdwörtern. Meine Mutter stört sich am Ausdruck Fussball spielen anstelle von tschutten.
Umgekehrt gebraucht sie, wie wir alle, französische Ausdrücke wie Büro oder Troittoir. Jedoch ist anzunehmen, dass deren Einführung im 19. Jahrhundert genauso beklagt wurde. Sicherlich unter Bürgern von Bern und Zürich. In der Schweizer Armee sind sie noch heute gang und gäbe: Cachon, Tee-Bidon, die Lafette, früher der St. Turin, die Gamelle, der Füsilier.
Vielleicht sollte man zu einer anderen Einstellung finden, wenn sich die Dinge ändern. Es besteht nämlich der Verdacht, dass die Leute nur ihre Gewohnheit brüskiert sehen. Dann wäre ihre Sorge um die Reinheit einer Kultur vorgeschützt.
Eine andere Einstellung wäre die Freude, die wir empfinden könnten, wenn uns klar wird, dass wir gerade Zeugen einer Veränderung sind.
Einer Veränderung des Lebens.
Man sagt, die Begeisterung für den Weltuntergang liege auch darin, dass man dann dabei gewesen wäre. Hier aber geht es um den Wechsel von Buchstaben.
Da dürfte diese Freude über unmittelbare Zeugenschaft doch leicht fallen.
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