Wie gut, dass ich nicht mehr jung bin!Da tröstet sich wohl jemand über seine Lebensmitte hinweg. Der Verlust an Jugend mag schmerzen, besinnt man sich jedoch auf ihre Nachteile, fühlt sich das Alter sogleich butterig an und warm.

Nachteile wie dieser:

Einer steigt zu, Station Hardbrücke, Kapuze und Händy. Wie er sich hinhockt, nimmt er einen Anruf entgegen. Es klingt, als verhandelte er Geschäfte, dabei geht es bloss darum, wie man das Wochenende verbringen wird. Zu einem Kollegen sei er unterwegs, wo man abhänge. Der Anrufer macht Alternativen schmackhaft, nehme ich an. Aber die Kapuze holt zur Gegenüberzeugung aus: Ob er, der Anrufer, sicher sei, dass er nicht zu ihnen stossen möchte. Man könne ja später noch in die Stadt.

Diese Kumpanei kommt mir vor wie ein Netz von Schwerkraft. An Wochenenden muss es knallen. Man kennt genau die Bedingungen dazu: Bestimmte Orte, bestimmte Kumpel und ihre Mittel. Der eine geht dahin, der andere dorthin. Wie Elektronen, die sich halbwegs binden und ins Zittern kommen, wenn Möglichkeiten sie ansaugen.

Denn auch Möglichkeiten haben Zeitfenster, die sich unverhofft öffnen oder schliessen. Sie lassen sich einigermassen errechnen. Dennoch muss man sie abpassen, auf sie lauern, entweder heimlich, oder in Begeisterung anderer.

Die Möglichkeiten sind immer neu abzuwägen, je nachdem, wie sich die Sachlage entwickelt. Schwerpunkte verlagern sich. Die Interessen können blitzartig wechseln.

Treue kann lästig fallen, akute Untreue arg verletzen.

Man bindet sich an Gruppen und behält Anschluss. Wer sich löst, geht Risiken ein. Es gibt Kumpel erster, zweiter Wahl. Vor Letzteren sind reizvolle Möglichkeiten zu verschweigen. Oder man schleppt sie mit, sozusagen als Vorschuss, falls man selbst einmal im Leerlauf steckt wie ein ungebundenes Elektron.

Denn während Wochenenden leidet auch in Zürich das Gemüt oder besonders da, wenn Stille auf verlassenen Hinterhöfen lastet. So flieht man ins Vergessen, aber auch dafür sind Mittel nötig, die aufwändig zu beschaffen sind.