Gessnerallee: Zizek spricht zwischen Dada und John Cage zur Lage der Dinge, mitten unter Politologen, Soziologen und sonstigen Intellektuellen, die sogleich dekonstruieren, was sie geboten bekommen. Kritische Theoretiker, systemische Denker. Eine Performance folgt der anderen, jeweils in Überlänge, während sogleich ins Smartphone kommentiert wird und getwittert und damit die Performance in weiterer Performance fortgeschrieben wird und mehrfach vernetzt wie schon vor, während und im Anschluss der gesamten Darbietung.

Und irgendwo da draussen in den Wüsten Persiens fliesst schwarze Brühe aus. Ganze Völker schwemmen Europa, das einst liberalistisch durchlässig gemacht und zu einer Union geknetet nun altnationalistisch in Splitter erstarrt, während Russland, einst hämisch übervorteilt, nun brachial als Volksganzes gesundet und die USA Sturm ernten lassen von dem Wind, den sie nah und fern gesät, wie es heisst.

Weltmärkte blähen auf und kollabieren. China frisst Stahl und spuckt aus. Vormoderne überrollt Postmoderne. Das Klima kocht hoch.

Diese Gegenwart zu klären, packt Zizek Schwergewichte wie Hegel, Marx, Freud und Lacan so an, dass die Risse ihrer Gedanken aufklaffen, statt sie als Ganzes abzuhätscheln, wie sonst üblich, und er verknüpft Idealismus, Sozialismus und klassische wie strukturale Psychoanalyse neu zu einer Art Steppwerk von Theorien, schichtet sie um und übereinander und durch- und beleuchtet sie wie ein Kubist.

Im Hintergrund blenden sie Luftfeuchtigkeit des Raumes und Stuhlgang der Gäste in Kilogramm ein, auch Ergriffenheit oder Langeweile von Zuschauern in Prozenten, was blanke Unterstellungen sind, aber es ist ja Kunst, sprich Politik im weiten Sinne. Ebenso erscheint das Voting zur Veranstaltung, das zeitgleich erhoben wird, wobei die Rubrik von metropolitaner Kultur bis kleinstädtischer Provinzkunst reichen.

Soweit die Klärung der Gegenwart!

Wo sich ein Babylon an Theorien erhebt, wo politische Prozesse aus dem Ruder, laufen, wo immer ein scheinbares Durcheinander wuchert, wird es sehr bald zurechtgestutzt.

Eine Art Reflex, keine Weisheit.

Wie hierzulande, wo man das wortwörtliche Diktat des Volkswillens durchzusetzen begehrt.