Schon morgens hatte ich meine süsse Schuldigkeit getan. Ein Strauss mit viel Rot und Gelb, Rosen und Astern, punktgenau überreicht, als sie aus der Dusche zum Kaffee kam.

Abends wartete ich auf den Zug. Da gab es Männer, die standen mit ihren farbig verpackten Rosensträussen herum wie mit komischen Laserschwertern. Viel Heldenhaftes war damit nicht anzustellen.

Einer redete in sein Händy, betrunken und genervt, aber immer wieder um Versöhnung bemüht, sein Schwert achtlos an der Seite nach unten haltend. Offenbar blieb ihm die Gelegenheit versagt, die Blumen überhaupt abzuliefern.

Eine geschminkte Göre mit zwei Taschen wartete abseits. Ihr Freund brauste heran, sprang heraus, allerdings ohne Blumen. Offensichtlich war sie im Begriff abzuhauen. Sie debattierten, er verhandelte kaum, gab ihr allen Schmus, den sie begehrte, damit sie zurückkam, zu ihm in die kalte Wohnung, ins kalte Bett.

Entschieden hängte sie ihm ihre Taschen um und eilte voraus zum Auto, dessen Motor noch lief, er hinterher, beladen mit den Taschen, froh und doch peinlich berührt.

Genauso entschieden leicht urteilt es sich über ein Geschlechterverhalten, das noch heute hartnäckig an Konventionen klebt.

Wie peinlich!

Aber vielleicht hat die Kleine nur ein Spiel eröffnet oder eines fortgesetzt, das einmal zärtlich begann und immer wieder zärtlich endet. Da sind Konventionen, wie die Taschen tragen lassen, taktische Spielzüge und mehr nicht.

Warum es nicht so sehen?