Oft fühlen sich Eltern von ihren Kindern verraten. Über Jahre vermittelten sie ihre Werte, letztlich ohne Erfolg. Die Kinder wenden sich ab, sie orientieren sich um.
Die Einsicht müsste geläufig sein, dass eine Generation notwendig die Stapfen ihrer Erzeuger meidet und eigene Wege einschlägt.
Wo sonst käme das Leben hin? Die Erwartung, man müsse bestimmte Werte abstrichlos übernehmen, ist lebensfeindlich.
Eltern empfehlen Lösungen für Probleme, die sie selber beschäftigt haben. Folglich leben sie im Gestern. Im dümmeren Fall schreiben sie sie vor. Kinder aber leben im Morgen, ob sie das wollen oder nicht. Die Ökologen der 80er-Jahre erlaubten ihren Kindern nur Holzspielzeuge. So zogen sie ungewollt Pioniere des Techno heran.
Jede Generation hat ihre Gründe. Wer diese nicht sieht, bleibt sein Leben lang irritiert.
Meine Eltern gehören einer Generation an, die sich aus häuslicher Enge befreite. Eigenheim und Selbstständigkeit bedeuten ihnen höchste Güter. Ohne den Nachhall von Krieg und kollektivem Zwang bleibt diese Generation unverständlich.
Meine Generation pflegt den so genannten Individualismus. In noblen Eigenheimen aufgewachsen sind wir zu Selbstverwirklichern geworden, die pausenlos über ihr Leben reden.
Unseren Kindern aber ist die individuelle Eigenart zu schwierig und belastend. Eng vernetzt pflegen sie sich gegenseitig als Typen und finden so zu einer anderen Art von Kollektiven zurück.
Was für alle Generationen gilt: Es wird etwas ernst genommen.
Das müsste grundsätzlich reichen, damit es sich im Heute gemeinsam leben lässt.
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