Letzthin machte ich mich über die Architektur der 60er- bis 80er-Jahre lustig. Damals war sie ein verspielter Neubeginn, schamlos und überheblich. Aber die schnittigen Glaskonstruktionen der 90er liessen sie bald klobig erscheinen.

Nun verrottet sie wie alles Gebaute: Von Algen verschmutzter Waschbeton, knallig farbige Fensterrahmen, Handläufe und sonstige Geländer, die nun verwittern. Das freche Orange, gepaart mit Olivgrün, wirkt heute muffig. Filzböden weisen Fäulnisflecken auf. Asbest wird heraus seziert.

Da packte es mich eiskalt: Ich blickte in mein eigenes Sterben. Zwar liess ich in meiner Jugend die 80er-Jahre aus, dennoch spiegelt diese Verrottung genau mein Alter.

Indem ich Anspruch und Zerfall dieser Bauweise verspottete, habe ich mein eigenes Sterben verhöhnt.

Ein gutes Lebenszeichen, scheint mir.