Täglich bekommen wir dramatische Prognosen zu hören. „Wenn das so weiter geht, dann …!“ Es erstaunt immer wieder, wie souverän die Zukunft vorausgesehen wird. Eigentlich eine Anmassung, wenn man bedenkt, dass selbst Fachleute in ihrem Bereich kaum weniger Käse orakeln als Laien.

Solche „Wenn…, dann…“-Voraussagen sind wie sparsame Algorithmen. Man rechnet sie in eine volle Zukunft fort und ebnet so die Überraschungen ein, die das Leben bringt. Oder: Das mehrdimensionale Leben wird gerastert und verflacht, damit der Eindruck erweckt wird, wir beherrschten, was da so kommt.

Aber man muss Verständnis üben. Menschen tragen bittere Erfahrung mit sich. Sie wittern sie möglichst frühzeitig, je stärker sie ihnen zugesetzt hat. Trotzdem verfügt niemand über die Garantie, dass das Übel, das abzuwenden wäre, auch diesmal wirklich eintritt. Nur die Angst vor erneutem Leiden verschafft einem diese Souveränität.

Es ist eine Souveränität aus Notdurft.

Bei Vorgesetzten ist sie schwer zu verkraften. Aber wahrscheinlich ist sie unter Menschen der Normalfall. Wir alle verhalten uns wie gebrannte Kinder.

„Wenn es so weitergeht, dann…“ rufen die aus Notdurft Souveränen. Wer ihre Einsicht verharmlost, wird zu einer Gefahr für sie. Eine mögliche Antwort an sie: Was immer wir tun oder unterlassen, das Leben wird ohnehin nicht so weitergehen.