Vor Wochen ass ich zufällig in einem Italiener-Club zu Mittag. Die Halle war nahezu voll besetzt. Auf einmal merkte ich, dass sich die Leute entgegen südländischer Wesensart gedämpft unterhielten. Und dann stellte ich fest, es war nur einheimische Mundart zu hören, kein einziger Brocken Italienisch.

Die Kindeskinder von Migranten sind völlig angepasst. Das dürfte nicht nur bei Italienern, sondern bei Migranten überhaupt der Fall sein, ob ihre Namen nun auf -ic enden oder –itz, auf –idi oder –aad. Die Eltern sind mitten im Leben ausgewandert, sie haben Mühe sich anzupassen. Das halte ich für nachvollziehbar.

Denn ursprünglich, als es zuviel Arbeit gab, benötigten wir Migranten sozusagen in Rohform, also unangepasst: Einmal schuftete ich auf dem Gerüstbau. Wir Schweizer soffen andauernd Wasser und schwitzten Bäche. Die Portugiesen hingegen blieben trocken. Sie tranken nicht, sie schwitzten nicht. Schweizer wären unfähig, einen Hitzesommer lang Asphalt zu verlegen.

Aber die Nachkommen von Migranten sind keineswegs bevorteilt. Ihr Weg muss sich mit Erfolg krönen. Damit bescheren sie den Eltern ein frohes Sterben. So hat die Auswanderung, die wie ein Riss in ihrem Leben klafft, doch noch Sinn gebracht und Erfüllung. Diese Erwartung steht unausgesprochen im Raum. Vielleicht trifft es zu, dass Kinder von Migranten eher in Zugzwang sind, eine funkelnde Karriere hinzulegen, als wir.

In Randzonen von Paris und anderen Städten sammeln sich Nachkommen von Migranten, die auch nicht den Hauch einer Chance haben, das Opfer ihrer Vorfahren wettzumachen. Auch die Anpassung, die sie leisten, indem sie sich mit Alkohol und voreehelichem Sex besudeln, bringt sie nicht voran.

Europa will sie nicht. Auch angepasst nicht.

Daher töten sie, was sie sozial sterben liess. Was sie gar nicht erst richtig zur Welt kommen liess.