Jugendliche nehmen sich naturgemäss zu wichtig. Damals war ich von Esoterik derart angetan, dass ich glaubte, meine Person wäre Mittelpunkt und Aufgabe eines geheimen Planes.Selbst die Natur stellte Zeichen zu mir durch, die ich nur zu lesen brauchte.

Auch meine Beziehungen waren von diesen sonderbaren Wirkungen nicht unbetroffen: Mit meiner angehenden Freundin unternahm ich Ausflüge ins Umland. Beim ersten Mal herrschte Sommerhitze. Gegen Abend kamen wir an einer Lichtung vorbei, wo ein Forstwart Reisig verbrannte. Eine Woche später trafen wir uns ein zweites Mal. Es stürmte, ohne Regen. Wir freuten uns, wie die Böen in Wellen über die Ährenteppiche heranströmten und unsere Haare zerzausten. Beim dritten Mal rauschte der Regen. Unter tropfendem Blätterdach kam es zu ersten Küssen. Da glaubte ich, unsere Beziehung würde von den Elementen getauft.

Die Frage, wie das Wetter unseretwegen hätte mitspielen sollen, stellte sich mir nicht. Meine Jugend schob mich an derlei Bedenken vorbei.

Feuer, Wind, Wasser. Wie aber würde das Element Erde auftreten? Beim vierten Mal war meine Freundin launisch, aber das merkte ich nicht. An einem Plätzchen im Wald wollte ich zärtlich werden, sie wehrte sanft ab. Da sah ich hinter uns die Höhle eines Dachses unter Wurzelwerk hervorgähnen. Davor türmte sich, wie üblich bei diesem Tier, ein Haufen herausgescharrter Erde. Zu Hause las ich von den Erdstollen menschlicher Schwermut. Das konnte kein Zufall sein.

Meine Person war in den Zusammenhängen eingebunden, von denen Kabbala, Astrologie und Theosophie erzählten.

Die ausgebliebene Zärtlichkeit hatte sich gelohnt. Die Beziehung hielt aber nicht lange.