Der Feind, der Gegner wird herabgewürdigt bis entmenschlicht. Dabei sollte man nicht zu weit gehen, denn am Ende isst man ihn noch auf. Weltweit bieten sich erneut Feindbilder, auf die Verlass ist. Dazu gibt es eine Weisheit, die ebenso Blütezeit hat: Wähle dir einen Feind, und dein Leben kommt in Ordnung.

Aber niemand verspeist seinen Feind, da mag er noch so entmenschlicht sein, er ist eben doch Mensch. Spätestens bei der Aufforderung zur Homophagie würde man sich sofort zur Menschlichkeit des Bösesten unter den Bösen bekennen. Die Weigerung, den Feind zu essen, belegt, dass man ihn als Menschen anerkennt.

Warum kommt diese Anerkennung nicht früher?

Ganz einfach: Die Entmenschlichung des Feindes soll seine Tötung erleichtern. Das klingt nach einer Art biologischer Funktion. Auch in gemässigtem Rahmen lässt sich diese Funktion vermerken: Jugendliche werden herabgewürdigt, damit die Hemmung sinkt, sie unter Kontrolle zu halten. Verachtung schafft Sicherheit, schärft die Aufmerksamkeit. Es heisst dann, sie kapierten immer noch nicht, wie es laufen soll. Und Idioten wären dann so etwas wie Halbmenschen.

Jedenfalls ist klar: Wer sich als Gegner herabgewürdigt sieht, müsste auf seine Mächtigkeit stolz sein. So gesehen bedeutet die Herabwürdigung zugleich Aufwertung. Denn jemand, der sich bedroht fühlt, bringt sich nur in Form, indem er dem Feind Wert und Menschsein abspricht.

Offenbar aus Unterlegenheit, wohlgemerkt.

Das wäre eine gute Botschaft für Jugendliche, wenn sie sich einmal mehr diszipliniert fühlen.