Im Anschluss an eine Party verliert eine junge Frau ihre Unschuld auf dem Fussboden. Sie ist neunzehn. Höchste Zeit also für das erste Mal, jedoch wünschte man ihr bessere Umstände dafür, angefangen bei einem Partner, von dem sie zumindest den Namen wüsste. Dazu Sekt und ein feines Essen, Kaminfeuer, Duftschalen, Massageöl. Geduld und jede Menge Zärtlichkeit.
So lief’s eben nicht ab. Man möchte in Mitleid versinken. Aber vielleicht wird hier Einiges übersehen. Zum Beispiel, dass Mitleid die Frau womöglich entmündigt.
Vielleicht hat sie einfach dem Druck nachgegeben, endlich ihre Jungfernschaft zu verlieren.
Also hat sie ein Problem gelöst. Mehr nicht.
Die Umstände haben ihr eine Möglichkeit zugespielt, und sie hat intim kalkuliert. Intim deshalb, weil sie niemandem ihre Berechnung mitgeteilt hat.
Mitleid verkennt oft die intime Souveränität, die auf ideale Momente keine Rücksicht nimmt. Zwar ist anzunehmen, dass die Neunzehnjährige sich neue Probleme eingehandelt hat, indem sie diese Lösung zuliess, etwa ein Schamgefühl, das sie hin und wieder belastet:
Sie ist nun eine, die sich auf dem Fussboden entjungfern liess. Und von einem Unbekannten. Aber das kennt man zur Genüge: Eine Lösung beseitigt Probleme und schafft neue.
So ergeht es der Menschheit seit Jahrhunderten.
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