Homosexuelle sollen heiraten dürfen und Kinder bekommen. Das mag umstritten sein. Die Gegner davon werden gerne Homophobe genannt. Ihr Vorbehalt hat jedoch mit Angst nichts zu tun. Vielleicht lohnt es sich, zur Abwechslung die Gegner zu verstehen. Denn streng genommen müssten sie Homosexuelle sogar dazu verpflichten, Kinder grosszuziehen. Diese Forderung ergibt sich jedenfalls sachlich aus ihrem Anliegen. Was genau stört an gleichgeschlechtlicher Orientierung? Da wäre zuerst einmal Neid, früher zumindest. Homosexuelle brauchen auf Schutz keine Acht zu geben. Das hat sich bekanntlich geändert. Wichtiger aber ist: Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung geniessen alle Vorzüge eines menschlichen Gemeinwesens. Aber sie tragen nichts zu seinem Fortbestand bei. Sie zeugen ja keine Nachkommen. Und vor allem meiden sie Mühen und Leid, wenn man Kinder zur Welt bringt und grosszieht.
Homophobie ist also keine Angst, sondern eine Kritik.
Heutzutage ist der Aufzug von Kindern auch mit hohen Fixkosten verbunden. Zudem sinkt die Bereitschaft, seine freie Zeit für die Pflege von Kindern zu opfern. Gerade für Mütter besteht diese Bindung zeitlebens. Das Recht auf Ehe und Kind für Homosexuelle drängt sich ja förmlich auf.
Bleibt der Vorbehalt der eingeschlechtlichen Elternschaft. Die Forderung, die Eltern sollten notwendig aus Vater und Mutter bestehen, ist jedoch fragwürdig geworden. Sicher seitdem manche Väter sich aus der Verantwortung stehlen. Auf das geteilte Rollenspiel Mutter mit sanfter Stimme und Vater mit harter Hand kann man gerne verzichten. Eine Vereinfachung der eigenen Persönlichkeit, wenn nicht gar ihre Verblödung, die mehr Lebendigkeit zurückbindet, als ermöglicht.
Ausserdem lohnt sich ein Blick in die Ethnologie: Claude Lévi-Strauss lehrt, die Völker kennten seit je vielfältigste Formen familiären Zusammenlebens. Die Variante Mutter-Vater-Kind ist eine Möglichkeit unter vielen.
Folglich müsste man Homosexuellen das Recht auf Elternschaft geradezu aufdrängen. Ihre Gegner verteidigen, was für normal gilt. Damit erweisen sie sich genauso als treue Zeugen vor dem Herrn, wie als Idioten vor dem Leben, das laufend in Veränderung begriffen ist.
Normalitäten verschieben notwendig ihren Schwerpunkt. Es ist die eigene biografische Weinerlichkeit, die sich an einen blossen Moment der Geschichte klammert.
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