Lewyn Davis steuert auf seinem Weg durch die Nacht zwischen Chicago und New York an einer Autobahnausfahrt vorbei. Dabei betrachtet er sie nachdenklich. Er beugt sich vor und nimmt die leuchtende Stadt in den Blick, zu der die Ausfahrt führt. Ihr mehrsinniger Name lautet: Akron.

Diese Sequenz aus einem Film der Gebrüder Coen hat für die Handlung keine Bewandtnis, aber sie erweckt den Eindruck, als bringe sie etwas auf den Punkt. Man verpasst Ausfahrten oder zweigt ab. Beides sind Scheidungen, die festlegen, wohin wir gelangen. Sie gelten unwiderruflich, denn das Leben bleibt in Bewegung. Sein Strom kehrt sich nicht um.

Irgendeine Scheidung, die mir nachträglich unklar ist, hat mich in eine Familie geführt. Andere werden von Nestern dieser Art abgetrennt. Sie fühlen sich in ihrer Einsamkeit begraben. Immer mehr Leute meines Alters hadern mit dem Gedanken, es wäre besser gekommen, hätten wir diese oder jene Ausfahrt erwischt oder sie links liegen lassen.

Will heissen rechts.

Was wir auch entscheiden oder geschehen lassen, wir werden früher oder später daran zweifeln. Oder: Es war damals anders nicht möglich. Oder: Es hätte genauso gut schlimmer kommen können. Diese Gedanken ergeben sich zwingend, aber sie erlösen nicht.

Es bleibt nichts übrig, als dass wir der Bewegung des Lebens vertrauen, seinen Ausfahrten und Verzweigungen, seiner Verästelung in den kosmischen Raum hinaus, wie immer sie zustande kommt. Auch wenn die Magie dieses Strömens manchmal durch die Nacht führt. Eben: Akron.